zum Hauptinhalt

Panorama: Der Computer-Detektiv: Fremdgehenden Partnern auf den Fersen

"Sie betrog mich. Sie belog mich.

"Sie betrog mich. Sie belog mich. Ich weiss nun die Wahrheit, die ganze Wahrheit". Das Lamento von Greg Young aus Nebraska findet sich auf der Website von SpecktorSoft. Es ist eines von vielen. Denn Young wie Crystal aus Seattle sind dankbare Kunden des in Florida ansässigen Unternehmens.

Greg Young war für 22 Jahre mit Rita verheiratet. Heute leben beide getrennt - dank eines Software Programms für 60 Dollar. Mit diesem entdeckte Young, dass seine Frau als rita-neb auf dem Internet heissen Flirts in reichlich deskriptiver Sprache nachging.

Kritik an Verletzung der Privatsphäre

SpectorSoft brachte das kleine Programm vor einem Jahr auf den Markt. Es war eines von vielen, mit dessen Hilfe Firmen die Aktivitäten ihrer Mitarbeiter am PC überwachen können. SpectorSoft pries es ebenso Eltern an, damit diese am Ende des Tages checken konnten, was ihre Kinder auf dem Computer anstellten.

Dann landete eine Email bei SpectorSoft, das Präsident Doug Fowler aufhorchen liess. Es war ein überschwengliches Dankeschön einer Dame, die mit dem Programm herausfand, dass ihr Gatte nicht nur online die Aktienkurse studierte sondern in heftigen Cybersex involviert war.

Seitdem offeriert die Firma das Programm vor allem als simples Handwerkzeug, um fremdgehenden Partnern auf die Schliche zu kommen. Und die Geschäfte laufen prima. Selbst bei Privat-Detektiven findet es reichlich Interesse.

Die Programme heissen Spector, Snaphot Spy, Desktop Surveillance oder Cybersnoop. Sie wurden anfänglich entwickelt, um die Aktivitäten von Personal am PC zu überwachen. Dann fanden Eltern sie nützlich. Nun sind sie der Grund für Beziehungskrisen und Scheidungen. Spector funktioniert wie eine Videokamera, die jede Web Page auf der Festplatte oder in einem Zip File festhält. Seien es Anwendungen, der Inhalt von Emails, Briefe, die Konversation in Chat Rooms oder von Instant Messaging. Der Nutzer kann später diese "zurückspulen" und sich zu Gemüte führen - selbst von einem anderen Computer aus.

Bisherige Sicherheitsmaßnahmen fremdgehender Frauen und Männer nützen nun nichts mehr: Viele häufen in ihrem PC riesigen Datenmüll an, den der Partner niemals durchforsten würde. Darin lassen sich Briefe verstecken. Andere benutzen eine Email-Adresse im Internet, zum Beispiel bei gmx.de oder web.de, von der der Partner nichts weiß und die zusätzlich passwortgeschützt ist. Das nutzt nun nichts mehr, weil die Emails, die man geschrieben hat, von einem Spionageprogramm gespeichert werden. Das Perfide ist: das Programm lässt sich in sogenannter "Stealth Mode" installieren, ohne dass ein Icon seine Präsenz preisgibt und ohne, dass die Überwachten eine Chance hätten, Gegenmassnahmen zu ergreifen. Unternehmen wie Snapshot Spy verhindern gar, dass es von diesen ausser Kraft gesetzt werden kann.

Ein solches Ausspionieren findet Kritik. Und nicht nur von Seiten der Opfer wie Rita Young, die sich heute wünscht, dass das Internet nicht auf diese Weise Einfluss auf ihr Leben genommen hätte. Es hat zwar noch zu keiner Klage über die Legalität dieser Programme geführt, dennoch runzeln Advokaten für den Schutz der Privatsphäre die Stirn. "Es ist wie eine Überwachungskamera und die Privatsphähre wird verletzt", notiert James Love vom Consumer Project on Technology in Washington. Interessanterweise hatte die Idee der US-Kriminalpolizei ein ähnliches Software Programm mit dem Namen Carnivore zur Überwachung von Emails zu nutzen, einen gänzlich anderen Effekt. Sie löste in den Vereinigten Staaten einen Schrei der Empörung gegen den Überwachungsstaat aus.

Die elektronischen Spione rufen auch Leute wie Robert Bischoff auf den Plan. Der Psychotherapeut wünscht sich, dass die Leute miteinander reden. bevor sie zu solch drastischen Mitteln greifen. Denn so oder so wird Vertrauen verletzt.

David Seitz, der Chef von Virtual Imagination, das Snapshot Spy vertreibt, verteidigt sich damit, dass die Überwachung schliesslich kenntlich gemacht werden könne, sodass Kinder und Arbeitnehmer wissen, was Sache sei.

Auch bei SpectorSoft sucht man vergebens nach Ausreden. "Wir verstehen, dass manche Leute dies als Verletzung ihrer Privatsphäre empfinden. Aber darum geht es nicht", meint Fowler. "Es geht darum, dass die Leute ihren Computer in respektabler und verantwortlicher Weise nutzen."

Zur Startseite