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Panorama: Der Film meines Lebens: Kulturstaatsminister Julian Nida-Rümelin über "Solaris"

"Solaris" von Andrej Tarkowski schildert eine merkwürdige Geschichte, die in einer nahen Zukunft spielt. Ich habe den Film mehrfach gesehen.

"Solaris" von Andrej Tarkowski schildert eine merkwürdige Geschichte, die in einer nahen Zukunft spielt. Ich habe den Film mehrfach gesehen. Einige Wissenschaftler werden in eine Raumstation ausgesandt und erscheinen von der Erde aus bald zusehends seltsam. So wird ein Psychologe ins All geschickt, der nach dem Rechten sehen soll. Es stellt sich heraus, dass in der Raumstation Fantasien und Erinnerungen real werden. Die Gespenster, die man hat, werden materialisiert, sind in Physis anwesend. Es geht um die großen Fragen: Was macht das Leben aus? Seinen Sinn? Welche Rolle spielen unsere eigenen Fantasien?

Gleichzeitig wird eine Liebesgeschichte erzählt: Eine längst Verflossene des Psychologen taucht auf, ist aber nur halb Mensch, halb etwas anderes. Als er versucht, ihr das Kleid auszuziehen, merkt er, es ist an der Haut angewachsen. Auch kann sie weder sprechen, noch allein sein, jede Distanz führt zum Tode. Irgendwann will er sie wieder loswerden, schießt sie mit einer kleinen Rakete weg. Doch sie kommt wieder. Er bekommt heftiges Fieber und wird zur Erde gebracht. Schnitt.

Wir sehen ihn in der Jetzt-Zeit, in einer kleinen Hütte, wie sie, angelehnt wohl an Tarkowskis Kindheit, in vielen seiner Filme eine Rolle spielt. Es regnet. Sein Vater ist da. Die Kamera schwenkt nach oben - und über das Ende des Films gehen die Meinungen auseinander. Meine Interpretation: Man sieht, dass dieses heruntergekommene Holzhaus auch nichts anderes ist als materialisierte Fantasie. Ein Film von unglaublich ästhetischer Qualität, der gleichzeitig eine kohärente Geschichte erzählt.

Johanna Adorján

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