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Panorama: Der fünfte Mord

Todesserie in Fort Bragg, und alle rätseln: ein afghanischer Fluch?

Washington (dpa). Fort Bragg ist für viele US-Militärfamilien ein Wunschposten. Die Armeezeitung „Army Times“ wählte den Stützpunkt im US-Bundesstaat North Carolina wegen des außergewöhnlichen Gemeinschaftssinns, des guten Lebensstils und der ausgezeichneten Wohnmöglichkeiten gar zum besten Stützpunkt in den Vereinigten Staaten. Doch unter der Oberfläche einer Militäridylle brodelt es.

Binnen zwei Monaten wurden vier Ehefrauen von ihren Männern umgebracht, und eine Frau wird beschuldigt, ihren Mann ermordet zu haben.

Die örtliche Presse spricht von einem Sommer der Gewalt. Besonders verstörend ist für viele, dass drei der Morde von den als Helden gefeierten Afghanistan-Heimkehrern begangen wurden. Die Militärführung in Fort Bragg sieht in den Morden eine „Tragödie“ und sucht nach Wegen, gegen die eheliche Gewalt vorzugehen.

Begonnen hatte die Mordserie am 11. Juni, als der 32-jährige Rigoberto Nieves nur zwei Tage nach seiner Rückkehr aus Afghanistan seine 28-jährige Ehefrau erschoss und anschließend Selbstmord beging.

Auch der 30-jährige Brandon Floyd, ein Mitglied der Eliteeinheit Delta Force, brachte kurz nach seiner Rückkehr von der Front seine junge Frau mit einem Kopfschuss um und tötete sich selbst.

Es folgten zwei weitere Morde. In einem Fall stach der Ehemann 50-mal auf seine Frau ein und setzte den Leichnam dann in Brand. Der fünfte und bisher letzte Mord, der die Militärgemeinde erschütterte, stand unter einem anderen Vorzeichen. Vor einigen Tagen wurde die 35-jährige Joan Shannon angeklagt, ihren Mann ermordet zu haben.

Polizei und Experten sprechen von einer ungewöhnlichen Mordserie, doch ließen sich alle Fälle auf einen Nenner bringen: Eheprobleme.

Und die Armee muss sich nun die unangenehme Frage stellen lassen, ob sie nicht genug unternimmt, um den Soldaten und vor allem den Kriegsheimkehrern bei der Bewältigung ihrer Probleme zu helfen.

Psychologen haben nach Informationen der „Washington Post“ schon lange bemängelt, dass es vor allem für die „harten Jungs“ der in Fort Bragg stationierten Spezialeinheiten kaum eine Chance gibt, in Zeiten persönlicher Krisen therapeutische Hilfe zu suchen. Probleme dürften nicht eingestanden werden, da sie in der Armee als Schwäche ausgelegt würden.

Und ein Besuch beim Psychologen kann für einen Elitesoldaten, der trainiert wurde, unter extremen Bedingungen zu operieren und dabei vollkommen ruhig zu bleiben, das Ende seiner Militärlaufbahn bedeuten. Trotz dieser Hürden hatte einer der vier Soldaten, der seine Frau getötet hat, therapeutische Hilfe in Anspruch genommen, ein zweiter hatte es zumindest versucht. Zu diesen Problemen kommt der weitere Stress des Militärlebens in den USA hinzu. Die Soldaten werden oft von Stützpunkt zu Stützpunkt versetzt, die Bezahlung ist mit einem Jahressold von umgerechnet 25 000 Euro für einen Soldaten der Special Forces mit siebenjähriger Erfahrung miserabel. Hinzu kommt die oft monatelange Trennung von der Familie durch Manöver und Einsätze. Angesichts dieser Umstände sind Eheprobleme vorprogrammiert, und dies bedeutet in der Welt der zum Kämpfen ausgebildeten Soldaten oft auch Misshandlungen der Ehefrauen.

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