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Panorama: Der Hundefeind von Köln

Sechs Tiere sterben an vergifteten Ködern – Halter verdächtigen eine Frau, die beim Walken gesehen wurde

Angst und Unsicherheit herrschen unter den Hundebesitzern im Südosten Kölns. Im Grenzgebiet zum Nachbarort Niederkassel treibt offensichtlich ein Hundekiller sein Unwesen. Sechs Tiere sind bereits tot. Fast 30 Hunde zeigten in den vergangenen Tagen auffällige Vergiftungserscheinungen, nachdem sie über die Felder zwischen den Stadtteilen Langel und Lülsdorf gelaufen waren.

Sie alle litten an plötzlichem Durchfall, Erbrechen und starken Krämpfen. Sechs der erkrankten Hunde sind bereits an den Folgen verendet. Außerdem wurden mittlerweile auch zahlreiche tote Wildtiere wie Krähen, Igel, aber auch Katzen im so genannten „Langeler Rheinbogen“ entdeckt. Ein Tierarzt in der Region, der selbst neun Hunde behandelte und dem zwischenzeitlich fast die Medikamente ausgingen, spricht von „typischen Symptomen einer Vergiftung durch Phosphorsäure, wie man sie häufig in Pflanzenschutzmitteln findet“. Da lag der Verdacht nahe, dass auf den landwirtschaftlich genutzten Feldern, die bei Hochwasser als Retentionsraum für den Rhein dienen, vielleicht etwas nicht mit rechten Dingen zugeht. Doch bevor die Landwirtschaftskammer alle Bauern nach möglicherweise giftigen Mitteln ausfragen konnte, entdeckte ein Jäger im Gebiet verstreutes Tierfutter. Die etwa ein mal ein Zentimeter großen Hunde-Leckerlis mit der hellen Stelle in der Mitte lagen im Abstand von etwa 50 Metern am Wegesrand – und somit auch in Reichweite von Tieren, die angeleint waren. Ob dieses Futter als vergiftete Köder genutzt wurde, muss die toxikologische Analyse klären, die zurzeit von der Landwirtschaftskammer in Bonn durchgeführt wird. Sie untersucht in diesem Zusammenhang auch einen der verstorbenen Hunde nach der genauen Todesursache. Mit einem Ergebnis rechnet Egbert Lechtenböhmer, stellvertretender Leiter des Kölner Veterinäramtes, jedoch frühestens Anfang nächster Woche. Doch besteht für die Polizei schon jetzt kaum ein Zweifel daran, dass es sich um gezielte Taten handelt. „Hundebesitzer wütend“, titelte der Kölner „Express“. Auch der „Kölner Stadtanzeiger“ berichtete ausführlich über die Vorgänge.

Viele Hundebesitzer haben „ihren“ Täter bereits jetzt fest im Visier. Zeugen sprechen von einer 50- bis 60-jährigen Frau, die sie mehrfach auf den Feldern im Langeler Rheinbogen gesehen haben wollen. Anschließend lagen in dem Naherholungsgebiet die Köder am Wegesrand. „Giftköder – Polizei sucht geheimnisvolle Frau“, lautete eine Überschrift im „Express“. Doch die Polizei möchte in diesem Zusammenhang noch nicht von einer „heißen Spur“ sprechen. „Es besteht vorerst kein dringender Tatverdacht gegen die Frau“, erklärt die Pressesprecherin der Kölner Polizei, Cathrine Maus. Schließlich sei sie nur beim Walken, nicht aber beim Auslegen der Köder gesehen worden. „Wir suchen zwar auch nach ihr, aber in erster Linie deshalb, weil sie vielleicht selbst etwas beobachtet hat.“ Die Hundebesitzer halten die Augen offen und wollen den Täter auf frischer Tat ertappen.

Anfang der 80er Jahre hatte in Berlin ein Hundekiller sein Unwesen getrieben. Die Boulevardpresse erregte sich damals sehr. Die alternative „Tageszeitung“ druckte damals die Bekenntnisse des Hundekillers (siehe Kasten).

In der Kölner Südstadt hat vor wenigen Tagen ein Anwohner, der offenbar wütend ist wegen des Hundekots, ebensolchen zusammengekehrt und damit einen großen Schriftzug „Ekel“ geformt. Das berichtete eine Anwohnerin. Ob es sich um den aktuellen Täter handelt oder um einen anderen Hundehasser, ist unklar.

Damian Zimmermann[Köln]

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