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Panorama: Der künftige ZDF-Chefredakteur Brender will Kontinuität - vorerst

Nikolaus Brender ist ab 1. Jaunuar ein Mann "zur besonderen Verwendung", zur besonderen Verwendung des ZDF-Intendanten Dieter Stolte.

Nikolaus Brender ist ab 1. Jaunuar ein Mann "zur besonderen Verwendung", zur besonderen Verwendung des ZDF-Intendanten Dieter Stolte. Dieser hat den WDR-TV-Programmchef im Einvernehmen mit dem Verwaltungsrat am letzten Freitag zum neuen ZDF-Chefredakteur berufen. Offiziell tritt Brender sein Amt zum 1. April 2000 an; zu diesem Termin geht der amtierende Chefredakteur Klaus Bresser in den Ruhestand. Nikolaus Brender will sich zwischen Januar und April "intensive Kenntnisse des ZDF" anzeignen, wird alle Inlandsstudios des Senders besuchen, mit den Redaktionen und Direktionen Gespräche führen: "Was programmlich anzugehen ist, möchte ich mit den Mitarbeitern und allen Beteiligten klären." Das habe er im WDR so gehalten, das werde er im ZDF ebenso halten. Es darf angenommen werden, dass Brender nach Amtsübernahme erste programmliche Änderungen vornimmt.

Richtung Mainz-Lerchenberg gesprochen kündigte Brender an, nicht mit eigener WDR-Mannschaft anzureisen: "Es gibt kein Abwerben. Das gehört sich nicht." Brender erwartet beim künftigen Arbeitgeber "sehr viele sehr gute Leute". Bei den Nachrichten, bei Feature und Dokumentationen "gibt es nicht gutes Handwerk, sondern auch auf Hochglanz Poliertes". Was er anstrebe, sei "eine noch höhere Profilbildung".

Immer im Auge zu behalten sei der öffentlich-rechtliche Anspruch eines Vollprogramms, so der 50-Jährige im Tagesspiegel-Gespräch. "Anders als bei Spartenkanälen müssen wir versuchen, so viele unserer Zuschauer wie nur möglich an unser Programm-Spektrum zwischen den politischen Nachrichten und der Kultur zu binden." Es müssten die besser und die weniger gut Gebildeten, die besser und die weniger gut Informierten erreicht werden.

Der designierte ZDF-Chefredakteur sieht es als "große Aufgabe an, wieder jüngeres Publikum zu gewinnen" - aber bitte nicht durch Spartenprogramme. Brender ist da gebranntes Kind; mit dem in ein Fernsehformat übersetzte Jugendradio Eins Live ist der WDR schlecht gefahren. "Wenn ein Gesamtprogramm nicht jung ist, nützen auch Jugendsendungen nur wenig", verweist er auf den ZDF-"Doppelpunkt", der für junges Publikum gedacht und von einem älteren eingeschaltet worden sei. Durch Auftritt, durch Sprache, durch Themen, eben durch Anmutung müsse sich die Information bei jungen Zuschauern interessant machen. "Das ist keine Frage des Alters, sondern der Glaubwürdigkeit der Vermittlung. Hanns Joachim Friedrichs war bei jungen Leuten hoch akzeptiert", erinnert Brender an den verstorbenen "Mister Tagesthemen".

Brender, der frühere Lateinamerika-Korrespondent, sieht die Innen- und Außenpolitik in einem konjunkturellen Auf und Ab der Publikums-Akzeptanz. "Natürlich liegt den Zuschauern das eigene künftige Wohl und Wehe mehr am Herzen. Da wird es unsere Aufgabe sein, durch Programmangebote die notwendigen Zusammenhänge über die deutschen Grenzen hinaus aufzuzeigen."

"Nicht mein vordringlichstes Interesse", kommentiert Brender die Frage, ob er nach seinem Amtsantritt auf dem ZDF-Schirm zu sehen sein wird. Auszuschließen sei es nicht. Klaus Bresser werde nach dem 1. April 2000 die politische Gesprächssendung "Was nun, ...?" fortführen. Auf ewig? "Er wird es erst einmal machen", sagt der Nachfolger von Klaus Bresser.

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