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Panorama: Der Metaller verläßt den Laufsteg

PARIS . Wenn heute in Paris die großen Modenschauen beginnen, wird ein Name zum letzten Mal dabei sein.

PARIS . Wenn heute in Paris die großen Modenschauen beginnen, wird ein Name zum letzten Mal dabei sein. Der in Spanien geborene Modeschöpfer Paco Rabanne hat in diesem Jahr zum letzten Mal für die Haute Couture zur Nähnadel - oder besser: zum Lötkolben gegriffen.Mit Kleidern aus Metall oder Holz wurde Rabanne bekannt. Während andere Designer auf gleichmäßige Muster setzten und ihre Kleider in mühevoller Arbeit nähen und sticken ließen, nagelte und lötete Rabanne seine Kollektionen zusammen. Der Haute Couture gab er wichtige Impulse. Coco Chanel nannte ihn "den Metaller" der Pariser Modeszene. Seine Cyberspace-Kleider, seine Recycling-Mode, seine schrillen Schuhe und seine frischen Ideen waren Innovationen, die sich Saisons später in abgemilderter Form bei anderen Modemachern wiederfanden. Jetzt schließt er sein Haus. Seine Angestellten schickt er in den Urlaub, sämtliche Verwaltungsunterlagen läßt er kopieren und zieht sich in die Bretagne zurück, wo er seine Kindheit verbrachte.Der Spanier aus San Sebastian heißt mit richtigem Namen Francesco Rabeneda-Cuevo. Zusammen mit seiner Mutter floh er vor der Franco-Diktatur. Während seine Mutter als erste Schneiderin für die Mode-Legende Cristobal Balanciaga (ebenfalls ein spanischer Franco-Flüchtling) arbeitete, studierte er in Paris Architektur. In den sechziger Jahren begann der heute 65jährige mit eigenen Mode-Entwürfen, rund 35 Filme stattete er bis jetzt mit Kostümen aus.In den vergangenen Wochen sorgte Rabanne mit einem Buch für Aufsehen, in dem er die Zerstörung von Paris und anderen französischen Orten am 11. August 1999 vorhersagt, dem Tag der Sonnenfinsternis. Hintergrund für das Buch und das dort beschriebene Szenario ist die Prophezeiung von Nostradamus, die besagt: "Das Schloß Vincenne wird zerstört von Metall und Feuer, und die Stadt, die der Seine und de Marne am nächsten liegt, Paris, wird lange Zeit unbewohnbar bleiben."Die angebliche Zerstörung von Paris und anderen Großstädten soll durch einen Absturz der russischen Raumstation Mir erfolgen, auf der es angeblich eine Plutonium-Bombe gibt. Rabanne sagt dazu: "Ein Fehler geschieht, und die Bombe wird durch einen Zufall frei." Kommt es nicht zu der Katastrophe, will der Modeschöpfer nach eigenen Aussagen "nie wieder Voraussagen machen". Rabanne beharrt allerdings darauf, daß sein Entschluß aufzuhören nichts mit seinem Buch zu tun habe.Für das Finale hat der Modeschöpfer noch einmal mit seinem Team 60 Entwürfe vorbereitet, darunter fünf Aluminiumkleider mit aufgedruckten Serigraphien, die Tilmann Grawe für Paco entworfen hat. Man sieht den Eiffelturm, die Freiheitsstatue, die Oper in Sydney, das Atomium in Brüssel und den Reichstag. "Berlin", glaubt Paco, "wird wieder eine wichtige Modestadt in Europa." Aus aller Welt haben sich Rabanne-Verehrer angekündig, die die letzte große Show ihres Idols nicht verpassen wollen.Seine letzte Kollektion könnte Pacos größter kommerzieller Erfolg werden. Wenn das steingraue Hochzeitskleid zum Finale gezeigt wird, so vermuten Beobachter der Pariser Modeszene, könnte es nicht Au Revoir Paco heißen, sondern vielleicht auch "ausverkauft". Für Paco Rabanne ist das nicht mehr wichtig. Seine Zukunft, so sagt er, liegt in ihm selbst. Der Pret-a-porter-Mode mit ihren etwas gemäßigteren Entwürfen bleibt Rabanne allerdings erhalten: Für ein spanisches Unternehmen wird er weiter Modelle entwerfen.Unter www.elle.de können Modefreaks, die ans Internet angeschlossen sind, Ausschnitte der Pariser Laufsteg-Auftritte sehen.

MICHAEL E. RODGER

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