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Panorama: Der Oscar hat seinen Preis

In der Nacht zum Montag verteilt Hollywood seine Trophäen. Viele Stars sind Kriegsgegner. Und wollen es zeigen

Hollywood (dpa). Zwei Tage vor der geplanten Vergabe der OscarTrophäen haben die Veranstalter ihre Showpläne trotz des Irak-Kriegs erneut bekräftigt. „Steve Martin ist bereit“, sagte Frank Pierson, Präsident der Academy of Motion Pictures Arts and Sciences, vor Reportern in Hollywood. Martin wird am Sonntag als Gastgeber der 75. OscarVerleihung auf der Bühne stehen. Show-Produzent Gil Cates räumte allerdings ein, dass eine Verschiebung durch den Sender ABC bis zur letzten Minute möglich sei.

Die Oscar-Gala, die nach mitteleuropäischer Zeit um 2.30 Uhr in der Nacht zum Montag beginnen soll, könnte bei dramatischen Entwicklungen im Irak auch häufig unterbrochen werden. Cates verglich die Vorbereitungen mit einer „Achterbahnfahrt“. Er wies „das blödeste Gerücht der Woche“ zurück, dass das Weiße Haus die Akademie um eine Verschiebung der Gala gebeten habe.

Das traditionelle große Defilee der Stars auf dem roten Teppich wurde wegen der Kriegsereignisse abgesagt. Aus Protest gegen die Irak-Politik der USA wird der nominierte finnische Filmregisseur Aki Kaurismäki nicht der Zeremonie beiwohnen. Will Smith sagte seine Teilnahme als Präsentator auf der Bühne ab. Meryl Streep und Cate Blanchett sollen nach US-Medienberichten noch unentschieden sein. Cates wies das Gerücht zurück, dass die oscarnominierte Schauspielerin Nicole Kidman abgesagt hätte. In der vergangenen Woche sprach Kidman von „zwiespältigen“ Gefühlen, die Preisverleihungszeremonie zu Kriegszeiten zu feiern. Auch der für einen Oscar nominierte Darsteller Daniel Day Lewis äußerte starke Bedenken. Schauspieler wie Dustin Hoffman oder Ben Affleck, die vor Kriegsbeginn offen die Irak-Politik der US-Regierung kritisiert hatten – siehe nebenstehenden Kasten –, sagten ihre Teilnahme dagegen nicht ab. Sie wollen jedoch mit einem Friedensabzeichen am Smoking zu der Gala erscheinen. Die zur Gruppe der „Artists United to Win Without War“ (Künstler vereint für einen Sieg ohne Krieg) zusammengeschlossenen mehr als 130 Prominenten entwarfen dafür extra eine Anstecknadel. Damit wollen auch Julianne Moore, Jim Carrey, Michael Moore und Kirsten Dunst in der Oscar-Nacht ihren Protest zeigen. Andere Oscar-Gäste möchten ihrer Anti-Kriegs-Haltung eine ironische Note geben und mit Klebeband zur Verleihung der begehrten Filmpreise kommen. Die US-Regierung hatte der Bevölkerung geraten, Räume mit Klebeband und Plastikfolie abzudichten, gegen chemische oder biologische Waffen. Die Empfehlung war als lächerlich empfunden worden. Mit insgesamt 13 Nominierungen ist Rob Marshalls Verfilmung des Broadway-Musicals „Chicago“ der große Favorit. „Gangs of New York“ von Regisseur Martin Scorsese wurde zehn Mal nominiert. Dichtauf liegt mit neun Nominierungen „The Hours“ von Stephen Daldry. Mit „Chicago“ könnte erstmals seit Jahrzehnten wieder ein Musical groß zum Zuge kommen. Auf einen Oscar als beste Schauspielerin kann Renée Zellweger („Chicago“) hoffen. Als stärkste Konkurrentin Zellwegers gilt Nicole Kidman, die in „The Hours“ Virginia Woolf spielt. Zu den Anwärterinnen gehören auch Salma Hayek („Frida“) und Diane Lane („Untreu“). Julianne Moore bekam zwei Nominierungen mit Rollen von unglücklichen Frauen – als beste Hauptdarstellerin in „Dem Himmel so fern“ und als beste Nebendarstellerin in „The Hours“. Doch der ganz große Erfolg winkt Jack Nicholson. Als Witwer glänzt er in „About Schmidt“. Das könnte ihm seinen vierten Oscar einbringen.

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