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Sieben Mal gekentert: Das zehn Meter lange Boot „Ella’s Pink Lady“ Foto: dpa

© REUTERS

Panorama: Der Traum der Pink Lady

Begeisterter Empfang der jüngsten Weltumseglerin in Sydney / Premier Rudd spricht von „neuer australischer Heldin“

Ein Meer von Pink hat am Samstag die jüngste Weltumseglerin der Geschichte in Sydney begrüßt. Nach 210 Tagen auf hoher See und drei Tage vor ihrem 17. Geburtstag setzte die Australiern Jessica Watson erstmals wieder einen Fuß auf trockenes Land. Begrüßt von zehntausenden Schaulustigen und einer gewaltigen Begleitflotte landete der Teenager neben dem weltberühmten Opernhaus.

Nach fast sieben Monaten totaler Einsamkeit war die Welle der Begeisterung fast zu heftig, die in Australiens größter Stadt über Watson hereinbrach, nachdem sie auf ihrer umstrittenen Reise um die Welt zwölf Meter hohen echten Wellen getrotzt hatte. Als sie endlich an Land ging, kollabierte sie beinahe in den Armen ihrer Eltern. Ihr jüngerer Bruder Tom und ihr Vater stützten sie, als sie die ersten noch etwas wackeligen Schritte über den ausgerollten 100 Meter langen rosafarbenen Teppich und die Stufen zum Opernhaus hinaufging. „Da draußen war nichts, und jetzt ist plötzlich so viel von allem da“, stieß sie überwältigt hervor, noch bevor sie vom australischen Premierminister Kevin Rudd begrüßt wurde, der sie umgehend zur „neuen australischen Heldin“ erklärte. Watson bewies umgehend, dass sie nicht nur den Elementen, sondern auch einem Regierungschef vor laufenden Fernsehkameras trotzen kann, indem sie betonte, sie müsse widersprechen. Sie sei keine Heldin, sondern nur ein „ganz normales Mädchen, das an einen Traum geglaubt hat“.

Den Traum hatte sie bereits seit Jahren gehegt, kein Wunder in einer Familie, die jahrelang auf einem Boot lebte. Ihre zeitweise heftig kritisierten Eltern waren stets ihre größten Unterstützer gewesen. Unverantwortlich seien sie, mussten sie sich vielerorts vorwerfen lassen, ihr 16-jähriges kleines Mädchen allein aufs große Meer loszulassen, mindestens grob fahrlässig, wenn nicht gar kriminell. Sie hatten sich stets damit verteidigt, dass sie ihre Tochter so gut vorbereitet auf die Reise schickten wie menschenmöglich. Die Kritiker bekamen zusätzlich Oberwasser, als Watson auf dem Weg von ihrer Heimat an der Sunshine Coast in Richtung Startort Sydney nach nur wenigen Stunden in der Nacht mit dem riesigen Frachter Silver Yang zusammenstieß. Seit dem Start am 18. Oktober aber lief alles nach Plan – wenn man einmal davon absieht, dass ihre 10,23 Meter lange Yacht „Ella’s Pink Lady“ sieben Mal kenterte. „Die richtet sich von alleine auf“, erklärte die schmächtige Schülerin frohgemut und fand es „merkwürdig“, dass sie nun von Bord gehen musste. Eine Orange und einen Orangensaft nahm sie schon auf der letzten Teilstrecke zu sich, auf der ihr Boot von Jesse Martin gesteuert wurde, der vor mehr als zehn Jahren als damals Jüngster alleine und ohne Stop den Globus umrundet hatte. Er wird seinen Platz in den Annalen aber behalten, da inzwischen keine Rekorde mehr für die jüngsten Weltumsegler geführt werden und Watson zudem nicht alle Bedingungen für eine Weltumseglung erfüllt hatte, weil ihr Trip ein wenig zu kurz war. „Wenn die mir sagen, dass ich nicht um die Welt gesegelt bin, möchte ich mal wissen, was ich die letzten sieben Monate gemacht habe“, sagte Watson trotzig.

Was sie in den nächsten Monaten machen wird, steht schon ziemlich fest. Eine gewaltige Marketingmaschine hat sich in Bewegung gesetzt. Schon auf der Reise hatte sie nicht weniger als 39 Sponsoren. Jetzt ist ein Buch geplant, angeblich soll sie einen Deal mit dem Medien-Imperium des Rupert Murdoch unterzeichnet haben – über mehr als 500 000 Euro.

Alexander Hofmann[Sydney]

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