zum Hauptinhalt

Panorama: Der Trick mit dem Ökostrom Wie Verbraucher

irregeführt werden

Berlin - Die Methode einiger deutscher Stromanbieter, Atomstrom als Ökostrom zu etikettieren, ist auf heftige Kritik gestoßen. „Das System ist eine Mogelpackung“, sagte Robert Werner, der Chef von Greenpeace Energy, dem Ökostromanbieter der Umweltorganisation Greenpeace. „Die Kunden glauben, dass sie für saubere Energie aus erneuerbaren Quellen zahlen. Tatsächlich landet ihr Geld größtenteils bei den Betreibern von Kohle- und Atomkraftwerken“, sagte Werner.

Der Verbraucher, der auf Ökostrom umgestiegen ist, hat gemeinhin die Vorstellung, dass er mit seiner Entscheidung dazu beiträgt, dass der Konzern mehr Ökostrom produziert und mehr in diesen Sektor investieren muss. Das kann ein Trugschluss sein. Es gibt ein Schlupfloch: Norwegen produziert fast nur Ökostrom aus Wasserkraft – viel mehr, als das Land selber braucht. Dafür bekommt es entsprechend viele sogenannte „Recs“-Zertifikate. „Recs“ steht für „Renewable Certificate System“, zu Deutsch etwa: „Zertifizierungssystem für erneuerbare Energien“. Diese Zertifikate belegen, dass Norwegen eine bestimmte – sehr große – Menge Ökostrom produziert. Die „Recs“-Zertifikate sind frei handelbar. Da Norwegen überschüssigen Strom als Normalstrom an andere skandinavische Länder verkauft, können die „Recs“-Zertifikate zusätzlich zu Geld gemacht werden, indem sie an deutsche Stromanbieter verkauft werden. Solche Anbieter kaufen diese virtuellen Zertifikate zu einem Spottpreis von etwa 0,05 Cent pro Kilowattstunde. Mit einem „Recs“-Zertifikat kann dann eine Kilowattstunde aus einem Atomkraftwerk als Ökostrom angeboten werden. Die Kilowattstunde aus dem Atomkraftwerk kostet etwa 6 Cent. Das kann dann als teurer Ökostrom verkauft werden, weil der Verbraucher denkt, Ökostrom sei eben teurer – so wie auch Biolebensmittel teurer sind. Der Anbieter aber wird bei diesem System überhaupt nicht dazu angehalten, in Ökostrom zu investieren. Das Geld des Verbrauchers landet beim Atom- oder Kohlekraftwerk. Es handelt sich allenfalls um eine versteckte Preiserhöhung.

Der Handel mit „Recs“-Zertifikaten ist in den letzten Monaten gewaltig in Schwung gekommen, sagt Marcel Keiffenheim, Sprecher von Greenpeace Energy. Hintergrund ist, dass immer mehr Verbraucher zu „Ökostrom“ wechseln und bereit sind, dafür mehr Geld zu bezahlen. os

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false