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Panorama: Der Tüv kommt

Bildungssenator Klaus Böger will die Ergebnisse der Schulinspektionen veröffentlichen

Die Qualität der Berliner Schulen wird nicht mehr lange ein Geheimnis bleiben. Wenn es nach Bildungssenator Klaus Böger (SPD) geht, können sich Eltern bald via Internet darüber informieren, wo die Stärken und Schwächen einer Schule liegen. Dies sagte er gestern, als er seine Pläne für die so genannten Schulinspektionen vorstellte, die im kommenden Februar beginnen sollen.

Wie berichtet sollen Teams aus Lehrern, Schulleitern und Schulaufsichtsbeamten systematisch alle Schulen untersuchen. Böger betonte gestern, dass auch Wissenschaftler, Vertreter der Wirtschaft und der Eltern zu den Schulinspekteuren gehören sollen.

Auf die insgesamt neun Teams kommt viel Arbeit zu: Im Laufe von fünf Jahren sollen sie alle öffentlichen Schulen – rund 800 allgemeinbildende und 180 berufsbildende – ihrem „Tüv“ unterziehen. Die Reihenfolge soll dem Zufall überlassen werden: Es kann also sein, dass eine Schule bereits im Februar 2006 Besuch bekommt, eine andere erst im Jahr 2010.

Zunächst werden die Teams von den Schulen Daten anfordern, um sich auf die Inspektion vorzubereiten. Dann erst erfolgen zwei- bis viertägige Visiten mit Unterrichtsbesuchen. Als Leitfaden für die Inspektionen gelten Kriterien, die Böger gestern vorstellte und die Berlin von Niedersachsen übernimmt.

Um die Schulen und die Teams am Anfang nicht gleich zu überfordern, wurde der Kriterienkatalog erheblich abgespeckt: Aus ursprünglich 32 Merkmalen wurden erst einmal nur 16 ausgewählt. Dazu gehören die Fragen: Was können die Schüler? Welche Schulabschlüsse erreichen sie? Wie gestalten die Lehrer den Unterricht? Welche Leistungsanforderungen stellen sie? Wie unterstützen sie die Schüler? Wie werden Eltern und Schüler am Schulleben beteiligt? Wie gut organisiert der Direktor den Unterricht? Gibt es eine zielgerichtete Personalentwicklung? Sprechen sich die Kollegen genügend untereinander ab? Gibt es eine schulinterne Qualitätskontrolle?

Die Antworten sollen sich in einem „Ergebnisbericht“ wiederfinden, den die Teams den Schulen und der Schulaufsicht zur Verfügung stellen. Dass diese Berichte veröffentlicht werden, lässt sich laut Böger kaum verhindern. Und er will es auch gar nicht: Es sei doch gut, wenn Eltern „valide Kriterien“ an die Hand bekämen bei der Suche nach einer Schule. Deshalb plädiert er dafür, sowohl die Ergebnisse der Vergleichsarbeiten als auch die Abschlussberichte der Inspekteure im Internet verfügbar zu machen.

Dass derartige Inspektionen funktionieren können, haben zwölf Schulen bereits ausprobiert. Der Leiter des John-Lennon-Gymnasiums in Mitte, Jochen Pfeifer, hat gute Erfahrungen gemacht. Allerdings rät er davon ab, die Ergebnisse zu veröffentlichen: Die Eltern könnten die Berichte möglicherweise „nicht richtig interpretieren“.

Landeselternsprecher André Schindler begrüßt Bögers Initiative. Vor allem ist er froh darüber, dass entgegen früheren Überlegungen nun Personen von außerhalb der Schule wie Eltern und Wirtschaftsvertreter in den Teams mitarbeiten sollen.

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