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Panorama: Der Weg für Piccard ist frei

LONDON .Nach dem Scheitern der britischen Ballonfahrer ist der Weg für die Schweizer Konkurrenz frei: In schlechtem Wetter und wegen widriger Winde brachen die beiden Briten Colin Prescott (48) und Andy Elson (45) nach 19 Tagen ihren Versuch einer Erdumrundung im Heißluftballon ab.

LONDON .Nach dem Scheitern der britischen Ballonfahrer ist der Weg für die Schweizer Konkurrenz frei: In schlechtem Wetter und wegen widriger Winde brachen die beiden Briten Colin Prescott (48) und Andy Elson (45) nach 19 Tagen ihren Versuch einer Erdumrundung im Heißluftballon ab.Nach ihrer vorzeitigen Landung im Meer 80 Kilometer südwestlich von Tokio am Sonntag morgen richtete sich die Aufmerksamkeit nun auf den Schweizer Bertrand Piccard und seinen britischen Copiloten Brian Jones, die seit einer Woche in ihrem "Breitling Orbiter" unterwegs sind.

Der Kampf zwischen beiden Teams war auch deshalb pikant, weil der jetzt gescheiterte Brite Elson im letzten Jahr Partner seines jetzigen Konkurrenten Piccard war.Piccard hielt damals große Stücke auf den Experten.

"Auch wenn wir mit dem Ballon nicht erfolgreich die Erde umrundet haben, glaube ich doch nicht, daß wir gescheitert sind.Wir haben nur einen anderen Weg gefunden, der nicht funktioniert", beschied Elson von der japanischen Marinebasis Hamamatsu aus per Telefon fragende Journalisten.Wichtigster Grund für die vorzeitige Landung der Briten: Auf der Suche nach einer schnellen Luftströmung (Jet Stream) für die Überquerung des Pazifiks mußte der Ballon zu lange in niedriger Höhe gehalten werden.Und unter den Wolken konnten die Solarzellen nicht die Batterien aufladen.Der Strom aber ist nötig, um eine Elektropumpe zu betreiben, mit der der Kerosinbrenner versorgt wird.

Der Schweizer Bertrand Piccard und sein britischer Kopilot Brian Jones vom "konkurrierenden" Team des "Breitling Orbiter" erfuhren in etwa 3300 Metern Höhe in der Nähe von Oman vom Ende des anderen Ballons vor Japan."Ein Konkurrent weniger", kommentierte Piccard per Satellitentelefon das Ausscheiden seines Ex-Partners."Wir verlieren sicherlich keine Tränen darüber, daß es nun keiner mehr vor uns schaffen kann", sagte ein Sprecher am Kontrollzentrum in Genf.Aber: "Es ist eine große Leistung, daß sie so weit gekommen sind, wie sie kamen."

"Wir mußten durch die Wolken aufsteigen, um die Batterien aufzuladen.Und auf dem Weg hat sich eine Menge Schnee und Eis auf dem Ballon angesammelt", berichtete Elson.Dann hätten sie nur noch aufgeben können.Während der Landung saß er auf dem Dach der Ballonkapsel, versuchte durch den Schneeregen hinweg die Höhe über dem Meer zu peilen und schrie Prescot Anweisungen zu: "Andy ist toll gelandet.Ich bin vor lauter Schreien ganz heiser geworden." In 35 Metern Höhe hielten sie den Ballon so lange, bis ein japanisches Rettungsschiff angekommen war: "Wir waren nur etwa 60 Sekunden im Wasser.Der Rettungsdienst war unglaublich." Wegen heraufziehender Gewitter sei es auch höchste Zeit für die Landung gewesen: "Wenn wir noch zwei Stunden gewartet hätten, wäre es sehr gefährlich geworden." Prescot und Elson hatten China umfahren müssen, weil man dort nach dem früheren illegalen Eindringen des "Virgin"-Millionärs Richard Branson genug von britischen Ballonfahrern hatte.Weil sich die Chinesen nicht schnell genug entschieden hätten, habe man wertvolle Zeit verloren, in der das Wetter besser gewesen wäre.

"Eine der Lektionen, die wir gelernt haben, ist, daß man in der nördlichen Hemisphäre keine Erdumrundung ohne die Hilfe Chinas und aller Staaten der früheren Sowjetunion machen kann.Und auch nicht ohne wahnsinnig viel Glück", sagte Elson.Die Suche nach einem Höhenwind in nördlicher Richtung - eine Folge des Kurses an China vorbei - habe über Japan schließlich zum Ende des Vorhabens geführt.

Zunächst einmal wollten sie in einem Luxushotel in Tokio ausruhen.Sind sie enttäuscht? "Ich bin ein ziemlich praktischer Typ und die Enttäuschung wird später kommen", sagte Elson.

DIETER EBELING

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