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Panorama: Desy-Messungen könnten heutige Physik erschüttern

Hamburger Forscher beobachten spektakuläre TeilchenkollisionenVON LUTZ BLOOSDie Wahrscheinlichkeit, daß wir das Tor zu einer neuen Physik gefunden haben, ist sehr groß", sagt Albrecht Wagner, Forschungsdirektor am Hamburger Teilchenforschungslabor "Desy" (Deutsches Elektronensynchroton).Doch schränkt er vorsichtig ein: "Wir müssen noch weitere Daten aus der kommenden Meßkampagne nehmen, die bis Oktober dieses Jahres läuft, ehe wir konkrete Aussagen machen können.

Hamburger Forscher beobachten spektakuläre TeilchenkollisionenVON LUTZ BLOOSDie Wahrscheinlichkeit, daß wir das Tor zu einer neuen Physik gefunden haben, ist sehr groß", sagt Albrecht Wagner, Forschungsdirektor am Hamburger Teilchenforschungslabor "Desy" (Deutsches Elektronensynchroton).Doch schränkt er vorsichtig ein: "Wir müssen noch weitere Daten aus der kommenden Meßkampagne nehmen, die bis Oktober dieses Jahres läuft, ehe wir konkrete Aussagen machen können." Die für Physiker möglicherweise sensationelle Nachricht beruht auf der Auswertung der Kollisionsereignisse zwischen Elektronen und den in Protonen eingeschlossenen Quarks, die als kleinste Bausteine der Materie gelten.Sie erreichen im 6,3 km langen Ringbeschleuniger HERA extrem hohe Geschwindigkeiten und treffen dann in Detektoren aufeinander.Dabei bleibt das Elektron erhalten, während das Quark aus dem Proton herausgeschlagen wird und sich sofort in einen "Jet" aus vielen anderen Teilchen umwandelt. Die Forscher beobachteten bei den Kollisionen außergewöhnliche Ereignisse in zwei verschiedenen Detektoren, die mit unterschiedlicher Nachweistechnik ausgestattet sind.Es ist daher unwahrscheinlich, daß es sich dabei um "statistische Fluktuation", mehr oder weniger zufällige Prozesse, handelt.Ausschließen lasse sich das aber zur Zeit noch nicht ganz, wie Desy-Direktor Wagner anmerkt. Auch das Standardmodell der Teilchenphysik sagt die beobachteten Meßergebnisse voraus: allerdings hätten die Detektoren, den theoretischen Vorhersagen gemäß, nur ein bis zwei anstelle der elf dokumentierten Ereignisse messen dürfen.Die deutlich erhöhte Ereignisrate läßt vermutlich auf die Existenz eines neuen, bislang unbekannten Teilchens schließen, des "Leptoquarks", dessen Existenz jedoch Voraussetzung für die von Wissenschaftlern favorisierte "Große Vereinigung aller Wechselwirkungskräfte" der Physik ist.Das wäre zugleich auch eine weitere Bestätigung der kosmologischen Urknall-Theorie, zu deren Grundlagen eine einheitliche Urkraft gehört, aus der sich in den ersten Sekunden des Universums die vier Wechselwirkungskräfte durch Symmetriebrechungen gebildet haben.

LUTZ BLOOS

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