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Der im Dortmunder Hauptbahnhof entgleiste ICE wird geborgen.

© Bernd Thissen/dpa

Update

Deutsche Bahn: Bahn bereitet Abtransport von entgleistem ICE vor

Warum ein ICE bei der Einfahrt in den Dortmunder Hauptbahnhof aus dem Gleis gesprungen sind, ist weiter unklar. Bahnreisende müssen sich auf längere Einschränkungen einstellen.

Die Deutsche Bahn will den am Montagabend verunglückten ICE im Dortmunder Hauptbahnhof wieder auf die Gleise setzen. Am Dienstagvormittag haben dazu die Vorbereitungen begonnen. Der ICE soll mit einem Kran direkt auf die Gleise zurückgesetzt oder auf sogenannte Rollblöcke gehoben werden, sagte am Dienstag ein Bahnsprecher in Düsseldorf. Zunächst werden Oberleitungen abgebaut und der Kran in Position gebracht. Anschließend wird der ICE 945 aus dem Bahnhof und zur Reparatur in eine Werkstatt gebracht.

Die beiden hinteren Wagen des Fernzugs auf dem Weg von Düsseldorf nach Berlin waren aus bisher ungeklärter Ursache aus dem Gleis gesprungen, als die Bahn am Wartesteig einfuhr. Zwei der 152 Reisenden im Zug wurden leicht verletzt. Nach dem Abtransport des Zuges sollen Unfallexperten daher anschließend das Gleisbett untersuchen. Der Bahnsprecher ging von erheblichen Schäden nicht nur am Zug, sondern auch an den Gleisen aus. Wie schwer beschädigt die Schienen sind, könne aber erst eine Begutachtung zeigen, hieß es weiter. Die Untersuchungsstelle des Bundes für Eisenbahn-Unfälle ermittelt die Ursache.

Als Ursache für die Entgleisung der beiden ICE-Waggons in Dortmund hält der Berliner Schienenfahrzeug-Experte Daniel Jobstfinke einen technischen Defekt oder auch menschliches Versagen für möglich. „Es könnte sein, dass am Waggon etwas kaputtgegangen ist - etwa am Drehgestell, am Rad oder an der Radsatzwelle“, sagte Jobstfinke der Deutschen Presse-Agentur. Ein Bauteil könne beispielsweise gebrochen sein und dann für die Entgleisung gesorgt haben.

Möglich sei auch ein Defekt am Fahrweg, etwa ein mechanischer Fehler an einer Weiche. Das Stellen einer Weiche unter dem fahrenden Zug sei im Regelfall nicht möglich. „Dies ist technisch eigentlich ausgeschlossen.“ Seit mehr als 100 Jahren sei es Standard, dass bei fahrenden Zügen eine sogenannte Fahrstraße eingestellt und gesichert sei. „Wenn der Zug erstmal fährt, hat der Bediener keine Möglichkeit mehr, den Weg zu ändern.“ Allerdings könne es vorkommen, dass es etwa bei Bauarbeiten keine solche Fahrstraße gebe. Eine Entgleisung durch das absichtliche Ablegen von Gegenständen auf einer Schiene hält der Experte für sehr unwahrscheinlich, da nur die beiden letzten Waggons entgleist waren.

Wann der Verkehr wieder komplett rollt, steht noch nicht fest

Der Zugverkehr werde aber auch danach nicht sofort wieder ganz ungestört rollen, sagte der Sprecher, Bahnreisende müssen noch tagelang Einschränkungen in Kauf nehmen. „Pendler müssen mit Beeinträchtigungen durch Umwege, Ersatzverkehr und längeren Fahrzeiten rechnen“, sagte ein Bahnsprecher. Während der Fernverkehr weitgehend umgeleitet wird, sind vor allem Nahverkehrstrecken betroffen: Die Strecken zwischen Dortmund und Bochum sowie Dortmund und Witten werden wie das betroffene Gleis 10 im Hauptbahnhof wohl tagelang gesperrt bleiben, hieß es.

Vor allem Fahrten in den Süden und Westen seien schwierig, hieß es weiter. Die Gleise zwei bis zehn des Dortmunder Hauptbahnhofs werden nicht befahren. Elf Linien sind betroffen. Die Bahn hat ein Ersatzkonzept mit Alternativhaltestellen in Gelsenkirchen und Herne erarbeitet. Wegen des teilweise abgeschalteten Stroms und abgebauter Oberleitungen können zunächst keine weiteren Gleise freigegeben werden. Wann der Verkehr wieder komplett rollt, steht daher noch nicht fest.

Die Passagiere, die am Montagabend mit dem verunglückten Zug in Richtung Berlin-Gesundbrunnen unterwegs waren, konnten ihre Fahrt mit anderen Bahnen noch am Abend fortsetzen, wie der Bahnsprecher sagte. Einige entschieden sich, in Dortmund zu bleiben. (dpa)

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