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Deutsche Sprache: Wort des Jahres: "Bundeskanzlerin"

Die Gesellschaft für Deutsche Sprache hat die Worte des Jahres 2005 gekürt. Neben Angela Merkel schaffte es auch Papst Benedikt XVI., dank der "Bild"-Schlagzeile "Wir sind Papst", indirekt auf die Liste der wichtigsten Begriffe.

Wiesbaden - «Bundeskanzlerin» stehe nicht nur für die erste Wahl einer Frau an die Spitze einer deutschen Regierung, sondern sei auch sprachlich interessant, begründete die Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) in Wiesbaden am Freitag ihre Wahl. Noch vor einigen Jahrzehnten wäre Angela Merkel (CDU) mit «Frau Bundeskanzler» angesprochen worden, sagte die Sprachwissenschaftlerin Anja Steinhauer. Sie stellt für die GfdS die Vorschläge für die Liste von insgesamt zehn Wörtern zusammen, die besonders typisch für gesellschaftliche Entwicklungen eines Jahres sind.

Nicht nur Angela Merkel hat es indirekt auf die Liste der wichtigsten Wörter dieses Jahre geschafft, sondern auch der deutsche Papst Benedikt XVI.: Die Schlagzeile in der «Bild»-Zeitung «Wir sind Papst» nach der Wahl von Joseph Ratzinger zum Nachfolger von Johannes Paul II. sei sprachlich einprägsam und habe eine bestimmte Stimmung in der Bevölkerung widergespiegelt, erklärte Steinhauer. Außerdem sei sie später zu Sprach-Spielen genutzt worden. So lautete die Frage, ob Ratzinger als Papst noch Deutscher sei: «Sind wir noch Papst?»

Die folgenden Worte auf der Liste stehen für Katastrophen, gesellschaftliche oder politische Entwicklungen und Skandale oder verweisen auf prägende Entwicklungen des Jahres 2005. «Tsunami» (Platz 3) geht auf die Flutkatastrophe in Asien zurück, «Heuschrecken» (Platz 4) nimmt eine Kritik des damaligen SPD-Chefs Franz Müntefering an wirtschaftlichen Entwicklungen auf, und «Gammelfleisch» (Platz 5) steht für den Skandal um verdorbenes Fleisch. «Jamaika-Koalition» (Platz 6) steht für die später gescheiterten Bemühungen um eine schwarz-gelb-grüne Regierungskoalition in Berlin.

Das Verb «hoyzern» (Platz 7) leite sich von dem Namen eines Fußball-Schiedsrichters ab und wird inzwischen in Stadien als Synonym für «verpfeifen» genutzt, erklärte Steinhauer. «Suboptimal» (Platz 8) nannte Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) seinen Fernsehauftritt am Abend der Bundestagswahl. «Telenovela» (Platz 9) kam auf die Liste, weil dieses aus Südamerika stammende Fernsehformat 2005 erstmals in Deutschland richtig bekannt wurde. Den 10. Platz schaffte der «FC Deutschland 06» - der Titel der Imagekampagne Deutschlands zur Fußball-WM.

Seit 1970 kürt die GfdS Wörter des Jahres. Im vergangenen Jahr hatte die Gesellschaft «Hartz IV» ausgewählt, weil das nach dem früheren VW-Personalchef Peter Hartz benannte Gesetz zur Arbeitsmarkt- und Sozialhilfereform die öffentliche Diskussion geprägt hatte. Frühere «Worte des Jahres» waren «Das alte Europa» (2003), «Teuro» (2002) und «Der 11. September» (2001). (tso/dpa)

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