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Panorama: Die Belgische Hauptstadt will mit ungewöhnlichen Partys als Europäische Kulturstadt auffallen

Große Kulturereignisse werfen in Belgiens Hauptstadt bereits ihre Schatten voraus. Als eine von insgesamt neun Metropolen des Kontinents darf sich Brüssel in diesem Jahr mit dem Titel der Europäischen Kulturhauptstadt zieren.

Große Kulturereignisse werfen in Belgiens Hauptstadt bereits ihre Schatten voraus. Als eine von insgesamt neun Metropolen des Kontinents darf sich Brüssel in diesem Jahr mit dem Titel der Europäischen Kulturhauptstadt zieren. Doch die gewitzten Organisatoren wollen das Kulturspektakel keineswegs nur auf Ausstellungen, Konzerte, Lesungen und Freilufttheater beschränken. Über die gängige Hochkultur hinaus soll den Einwohnern Spezielles und Überraschendes geboten werden. Nicht nur Kunstliebhaber, sondern auch lebensfrohe Kulturbanausen dürften bei der Eröffnung des sinnenfrohen Happenings Ende Februar auf ihre Kosten kommen. Mit so genannten "Take-Away-Partys" sollen die kulturgeschwängerten Feierlichkeiten auch in Wohnstuben, Vereinsheime, Bürgerhäuser und Studentenbuden der zweisprachigen belgischen Metropole getragen werden.

"Wir geben die Zutaten - und es liegt an Euch, was ihr daraus backt", werben die Organisatoren in ihren Informationsbroschüren um potenzielle Partygänger. Und weiter heißt es: "Der Ball liegt nun auf dem Feld der Brüsseler: Lasst tausend Feste blühen. Und Brüssel erhält endlich die Feste, die es sich verdient hat!"

Das Prinzip der Mitnahme-Partys ist simpel. Bei der Eröffnung des Kulturjahrs am 26. Februar versammeln sich im Quartier des Organisationskomitees rund 200 Musikanten, Köche und Dekorateure. Jeder, der an diesem Tag ein Fest zu geben plant, kann vorbeikommen und sich die Dienste der Party-Fachleute am gleichen Abend zu nutze machen. Die Mitnahme-Artisten und Köche erhalten von den Organisatoren des Kulturjahrs eine kleine Unkostenvergütung.

Den größten Vorteil haben jedoch die eigentlichen Gastgeber. Sie müssen lediglich die Kosten für Zutaten und Getränke übernehmen. Bedingung ist, dass die Feste auch für alle anderen Besucher gratis sind, in Brüssel stattfinden und für jedermann zugänglich sind: Auf einer Tafel beim Organisationskomitee können neugierige Partygänger erfahren, wo welches Fest gefeiert wird. Seit den ersten Januar-Tagen gibt es einen Ansturm auf die Hinweisplakate. "Egal ob jemand in seinem Wohnzimmer, im besetzten Haus, im Partykeller oder im Nachbarschaftszentrum ein Fest geben will - jeder kann bei uns am 26. Februar dazu die nötigen Leute und Gäste finden", wirbt eine Sprecherin von "Brüssel 2000" für das ungewöhnliche Projekt. Sie gibt sich schon in Feierlaune: "Wir wollen, dass an diesem Tag soviel wie möglich gefeiert wird." Ob sich das von den mexikanischen Marriachis-Musikanten abgeschaute Konzept auch in Brüssel als Erfolg erweist, vermag sie noch nicht vorherzusagen. Aber zumindest könne im nach hinein niemand behaupten, dass das Kulturjahr ein großer Flop gewesen sei: "Denn jeder Brüsseler hatte die Chance, selbst etwas daraus zu machen."

Thomas Roser

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