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Elena-Pustekchen

© privat

Wir müssen REDEN (67): Die Corsage auf meinem Geburtstagstisch

Elena, auf welches Geschenk hättest du gerne verzichtet? Das fragte Ric Graf vorigen Freitag. Diesmal antwortet Elena Senft und erinnert sich an ein ganz besonders schönes Stück. P.S.: Habt auch Ihr Fragen an Ric und Elena? Dann schickt uns eine Mail.

Jeder hat schon mal ein furchtbares Geschenk bekommen, sollte sich aber nicht zu laut beschweren, weil jeder auch selbst schon Schlimmes verschenkt hat. Ich habe mal ein so peinliches, selbst geschriebenes Gedicht verschenkt, dass mir noch heute ganz anders wird, wenn ich nur daran denke. Der Besitzer des Gedichts würde aber nie damit hausieren gehen, weil ich ein romantisch gemeintes, unmögliches Strandfoto besitze, auf dem er – fies drapiert – so tut, als würde er die untergehende Sonne in der Hand halten. Es ist ein Geben und Nehmen.

Ich habe mal einen Stoffgorilla verschenkt

Ich habe ansonsten mal eine Tigerzahnkette an einem Lederband bekommen und habe einen Stoffgorilla mit Boxhandschuhen verschenkt. Ich habe einen Couchtisch an eine Freundin verschenkt, obwohl exakt dieser Tisch in ihrer Wohnung, in der ich mich ständig aufhielt, bereits stand. Und ich habe mal von einem Exfreund eine verachtenswerte, im asiatischen Stil bestickte Corsage geschenkt bekommen, obwohl eine asiatisch bestickte Corsage das letzte Kleidungsstück ist, von dem man sagen könnte, dass es zu mir passt. Der Freund sagte, ich hätte doch genau diese Corsage neulich in einem Schaufenster gesehen und laut und deutlich für schön befunden. Daran konnte ich mich nicht erinnern, sondern nur mutmaßen, dass ich entweder einfach dahergeredet hatte oder aber, dass ich einen Schaufenstergegenstand hinter oder neben der Corsage gemeint haben könnte.

Nordic-Walking-Stöcke statt iPod

Wer das Konfliktpotenzial von Schenkvorgängen klein halten möchte, darf weder in Vorweihnachts- noch in Vorgeburtstagszeit unbedacht über Vorlieben, Wünsche oder Nöte sprechen. Sonst passiert es schnell, dass man nur mal so dahersagt, dass man mal Sport machen müsste und schon Nordic-Walking-Stöcke auf dem Geburtstagstisch liegen, obwohl man einen iPod wollte. Wegen solch vorschneller Äußerungen besitze ich einen Flokati und ein selbst gemaltes großformatiges Bild. Nur weil ich mal sagte, dass ein Couchteppich vor kalten Füßen schützt und aus Verlegenheit erwähnte, dass der Freund aber schön malen könne.

Von der Corsage übrigens gibt es kein Bild. Ich habe sie überall gesucht. Höchstwahrscheinlich habe ich sie weiterverschenkt – sobald jemand auch nur beiläufig erwähnt hatte, dass er eine Asienreise plane.

Meine Frage: Ric, wie lautete dein erstes Gedicht?

Nächsten Freitag antwortet wieder Ric Graf.

Ps.: So lange schon fragen sich unsere Kolumnisten Elena Senft und Ric Graf gegenseitig aus. Wenn auch Ihr mal eine Frage habt an die beiden, nur Mut. Schickt uns doch eine Mail an werbinich@tagesspiegel.de

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