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Rosenmontag

© dpa

Die fünfte Jahreszeit: Millionen Narren bei Rosenmontagsumzügen

Die Finanzkrise macht auch vor Karneval und Fastnacht nicht Halt: Skrupellose Banker und ratlose Politiker beherrschten an diesem Rosenmontag die Motivwagen der Straßenumzüge.

Mit den traditionellen Rosenmontagsumzügen hat "Die fünfte Jahreszeit" ihren Höhepunkt erreicht. In den Karnevalshochburgen Köln, Düsseldorf, Bonn, Mainz aber auch in Rottweil und Koblenz feierten insgesamt mehrere Millionen Menschen. Trotz feucht-kaltem Wetter zogen Umzugsteilnehmer und Zuschauer durch die Straßen. Allein in Köln nahmen rund 11.000 Jecken am bunten Treiben rund um Konfetti, Süßigkeiten und den beliebten Motivwagen teil. Die Zahl der Zuschauer liege wie im Vorjahr bei etwa 1,2 bis 1,3 Millionen, sagte Sigrid Krebs, Sprecherin des Festkomitees Kölner Karneval. In Mainz wurde mit 9700 aktiven Karnevalisten ein neuer Rekord aufgestellt.

Im Mittelpunkt stand in diesem Jahr die Wirtschaftskrise: In Köln balancierte ein Banker mit prall gefüllter Geldtasche auf einem Drahtseil, während die Bürger unter ihm ein menschliches Sicherheitsnetz bildeten. Figuren von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) warfen in Mainz schwächelnden Unternehmen einen Rettungsring zu. In Düsseldorf erschien Bundeskanzlerin Merkel in Anlehnung an die antike "Kapitolinische Wölfin" Roms als nackte "kapitulierende Wölfin" auf allen Vieren. An den prallen Zitzen mit der Aufschrift "Abwrackprämie" und "Bankenhilfe" labten sich die Notleidenden.

Viel Wirbel um nackte Haut

In Köln hatte eine entblößte Darstellung der Kanzlerin vor dem Umzug für Wirbel gesorgt - der Figur wurde schließlich ein Bikini übergemalt. Auch in Mainz gab es Streit um zu viel nackte Haut: Eine Pappmaché-Nonne sollte von einem "Nacktscanner" durchleuchtet durch die Straßen der Landeshauptstadt fahren, also ohne Büstenhalter im knallroten Tanga und mit Strapsen. Nach Beschwerden der katholischen Kirche war statt der intimen Details nun der Schriftzug "Bildstörung" zu sehen.

Viele andere Städte standen am Rosenmontag ebenfalls unter dem Regiment der Narren. Mehr als 5000 Teilnehmer zählte beispielsweise der närrische Umzug in Koblenz, in Aachen zogen 124 Fußgruppen, Prunkwagen und Musikkapellen durch die Stadt. Auch in Köthen und Halle in Sachsen-Anhalt lockten Rosenmontagszüge Zehntausende zum Feiern auf die Straße. Im hessischen Herbstein hüpfte der "Bajazz" traditionell von Geschäft zu Geschäft, die "Kleidlesträger" im baden- württembergischen Rottweil zeigten bereits am frühen Morgen ihren Narrensprung.

Im westfälischen Beckum wurde der Rosenmontagszug dagegen abgesagt. Am Tag zuvor waren Stadtprinz Reinhard IV. und seine beiden Hofmarschälle beim Rathaussturm gestürzt. Der Prinz und einer seiner Begleiter erlitten schwere Kopfverletzungen, der andere Hofmarschall eine Gehirnerschütterung. (up/dpa/ddp)

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