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Panorama: Die Generation "Weiß-nicht- so-genau"

Jugendliche sind nicht aufgeklärter als früher

München - Sie geben sich selbstbewusst und aufgeklärt. In der Realität aber sieht es anders aus: Wenn es um Themen wie Verhütung und Schutz vor sexuell übertragbaren Krankheiten geht, sind die Jugendlichen von heute nicht aufgeklärter als Generationen vor ihnen – und weisen zum Teil große Wissenslücken auf.

Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Studie der Jugendzeitschrift „Bravo“. 42 Prozent der befragten 11- bis 17-Jährigen gaben darin an, sie hätten sich „noch gar keine Gedanken“ über Aids gemacht. Fast zwei Drittel (63 Prozent) der Jugendlichen räumten ein, dass sie nicht genug über Verhütung Bescheid wüssten. So hält jeder Vierte die für Notfälle gedachte „Pille danach“ für ein normales Verhütungsmittel. Ebenso viele glauben, dass „Aufpassen“ durch einen Koitus interruptus ein wirksamer Schutz vor ungewollter Schwangerschaft sei. Die heutige Jugend sei keine „Generation sorglos“, aber eine „Generation Ich-weiß-nicht-so-genau“, zogen die Autoren der Studie Bilanz.

„Wir leben in einer sexualisierten Gesellschaft“, junge Leute reagierten darauf verunsichert, sagte Eveline von Arx, Leiterin des „Dr.-Sommer-Teams“ der „Bravo“. Ein Fünftel der Jugendlichen findet sich zu dick, jedes fünfte Mädchen würde sich eine Schönheitsoperation schenken lassen.

Nicht bestätigen konnte die Studie die Annahme, wonach Jugendliche immer früher Sex haben. Die Mehrheit erlebt das „Erste Mal“ demnach zwischen dem 15. und 17. Lebensjahr. Bei den 17-Jährigen gaben 69 Prozent an, schon einmal Geschlechtsverkehr gehabt zu haben. Bei den 16-Jährigen waren es 43 Prozent, bei den 15-Jährigen 23 Prozent, bei den 14-Jährigen 13 Prozent, und bei den 13- und 12-Jährigen hatten 3 beziehungsweise 1 Prozent erste sexuelle Erfahrungen. Andererseits wollten sich ein Viertel der 17-jährigen Mädchen und ein Drittel der Jungen noch Zeit lassen und „auf den richtigen Partner“ warten.

86 Prozent der Befragten, die schon Geschlechtsverkehr hatten, verhüten regelmäßig. Jeder Siebte verzichtet allerdings auch regelmäßig darauf.

Als Ansprechpartner beim Thema Sexualität spielen die Eltern und vor allem die Mütter eine zentrale Rolle. In Sachen Aufklärung (61 Prozent) und als Beraterin zu Fragen der Liebe und Sexualität (44 Prozent) gelten sie zu den begehrtesten Ansprechpartnern. Mit dem ersten Sex und fortschreitendem Alter werden die Mütter dann aber von der besten Freundin oder dem besten Freund abgelöst.

Im Auftrag der „Bravo“ hat das Meinungsforschungsinstitut iconkids & youth 1447 Jugendliche im Alter zwischen 11 und 17 Jahren und deren Eltern befragt. Dazu wurden mündliche und – „bei heikleren Themen“ – schriftliche Interviews durchgeführt. „Bravo“-Chefredakteur Tom Junkersdorf sagte, es handle sich um die aufwändigste und größte Studie der „Bravo“ in ihrer 50-jährigen Geschichte. „Es sind Ergebnisse, die uns selbst teilweise überrascht haben“, hob er hervor. Das „Dr.-Sommer-Team“ berät seit 1969 Jugendliche zu allen Fragen der Pubertät.

Marina Antonioni[ddp]

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