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Panorama: Die junge Mutter gesteht

Polizei klärt den Fall der toten Babys in Thüringen auf

Thörey - Die Einwohner der kleinen thüringischen Gemeinde Thörey sind fassungslos und schockiert. Schon wieder wurden in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft zwei Babyleichen entdeckt. Bereits vor einer Woche war auf demselben Grundstück in der Pfarrgasse die Leiche eines Säuglings in einer Mülltüte gefunden worden. „Es geht einem so nah“, sagt Nachbarin Inge Lenz am Freitag.

Das Amtsgericht Erfurt hat am Freitag Haftbefehl gegen die 21-jährige Mutter der Neugeborenen erlassen. Die Frau hatte gestanden, die toten Babys nach der Geburt auf dem Gehöft im thüringischen Thörey versteckt zu haben, wie der Sprecher der Erfurter Staatsanwaltschaft, Michael Heß, auf einer Pressekonferenz in Gotha sagte. Ob die Kinder bei der Geburt noch lebten, war zunächst unklar. Der Haftbefehl erging wegen Totschlags in drei Fällen, die Vollstreckung wurde aber gegen Auflagen außer Vollzug gesetzt. Zu den Gründen machte Heß keine Angaben. Am 17. Januar hatte der neue Besitzer eines seit zwei Jahren leer stehenden Anwesens in Thörey in einem Müllsack die verweste und stark verschmutzte Leiche eines kleinen Mädchens gefunden. Die daraufhin ermittelte 21-Jährige gestand, im April 2005 das Kind geboren und kurz darauf in die Garage des Hauses gebracht zu haben, das sie zuvor mit ihren Eltern und zwei weiteren Schwestern bewohnt hatte. Am Donnerstag entdeckte der neue Besitzer zwei weitere Babyleichen.

Das braune, zweiflügelige Tor zu dem Grundstück ist leicht schief, von der Hauswand blättert der Putz ab. Nur einen Spalt breit ist die Toreinfahrt offen. Dahinter stapeln sich unzählige Müllsäcke. Kerzen, Plüschtiere oder Blumen als Zeichen der Anteilnahme gibt es vor dem Grundstück nicht.

Vor der Tür steht ein Abwasserentsorgungswagen, um die Klärgrube leer zu pumpen. Auch dort soll vorsorglich nach Leichenteilen gesucht werden. Auf dem Areal sind Polizisten mit Leichenspürhunden und Kriminaltechniker im Einsatz. Nachbarin Lenz kann das alles nicht begreifen. „Sie war so ein freundliches Mädchen, die Kleine“, sagt Lenz mit Blick auf die 21-jährige Tochter der früheren Hauseigentümer.

Im Gegensatz zu den anderen Nachbarn habe das blonde, zierliche Mädchen immer gegrüßt und sich auch nach ihrem Wohlbefinden erkundigt, sagt die Nachbarin über die heute 21-Jährige. Oft sei sie in Begleitung eines Freundes gewesen, wenn sie durch Thörey lief.

Dass die junge Frau vor rund zwei Jahren schwanger gewesen sei, habe man ganz deutlich gesehen. Schließlich sei sie zuvor ganz schlank gewesen. Deshalb kann sich Lenz auch nicht vorstellen, dass ihre Mutter, die von Beruf Krankenschwester ist, nichts mitbekommen habe. Zwölf Jahre habe die fünfköpfige Familie in dem Haus gewohnt, erzählt die Nachbarin. Die alte Dame ist fassungslos. Erst vor einem Jahr sei die Schülerin zu ihrem früheren Elternhaus zurückgekehrt.

Sie wolle es sich noch einmal anschauen, habe sie gesagt. ddp

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