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Miss, Mrs. oder Ms.?

© dpa

Die richtige Wortwahl zum Frauentag: Es wird Nacht, Fräulein

Das Wort "Fräulein" hat den Beigeschmack der alten Jungfer. Wieso es heute kaum einer mehr benutzt - und ein Lösungsvorschlag. Eine Glosse.

Eine Glosse von Lars von Törne

Der Frauentag – ein Minenfeld. Im Westen galt er als sozialistisches U-Boot und wurde weitgehend ignoriert, Alice Schwarzer persönlich wollte ihn nach der Wende abschaffen, aber es half alles nichts: Er lebt, im Büroalltag wie in Verlautbarungen allerhöchster Ebenen. Wozu er nützt? Das hängt vom Blickwinkel ab. Man wird aber sagen dürfen, dass er die Versendung einschlägiger Pressemitteilungen fördert.

So wie diese hier: Die Sprachlern-App „Babbel“ hat untersucht, was aus dem Fräulein geworden ist, und das Ergebnis lautet: Es ist weg. Fräulein, wir erinnern uns, war die offizielle Anrede für unverheiratete Frauen. Waren sie unter 20, wirkte das normal, wurden sie älter, bekam das Wort den Beigeschmack der alten Jungfer. Schon 1972 verbot das Bundesinnnenminsterium seinen Behörden den Gebrauch, zu einer Zeit also, als die hyperfortschrittlichen Skandinavier gleich die formelle Anrede insgesamt abschafften und zum geschlechtsneutralen „du“ übergingen.

Die frankofonen Länder haben die amtliche „Mademoiselle“ ebenfalls verboten, und auch Señorita und Signorina klingen inzwischen nach unerwünscht Brüderle-hafter Würze. Es ist mehr oder weniger überall wie in Deutschland: „Pass auf, Fräulein!“ geht als elterliche Drohung gegen unbotmäßige Mädchen gerade noch so durch.

Udo Jürgens allerdings, der notorische Womanizer, würde heute bei einer Wiederholungsprüfung seines Erotik- Heulers „Es wird Nacht, Señorita“ auf Genderkonformität zweifellos durchfallen, und das gleich doppelt. Denn das Lied ist nach aktuellen Maßstäben flagrant sexistisch, und es verwendet das geächtete Wort „Fräulein“. Allerdings zeigte schon die elegante Wortwahl des Hits ein gewisses Problembewusstsein: „Es wird Nacht, Fräulein“ hätte schon damals komisch geklungen, es hat diesen subtil kinderschänderischen Nachhall, der der Señorita-Version total abgeht, denn die klingt nach feurigem Volkstanz im roten Rock, also...

Egal. Babbel weist uns noch auf die sachliche angelsächsische Lösung hin, wo aus „Mrs“ und „Miss“ das neutrale „Ms“ wurde, und schon ist die Mitteilung zu Ende. Gut, dass wir den Frauentag haben, sonst wäre das möglicherweise unter den Tisch gefallen. Und das wäre doch irgendwie schade.

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