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Panorama: Die Royals und ihre Giftfeder

Die Amerikanerin Kitty Kelley befriedigt die millionenfache Neugier auf das Leben ProminenterVON ELISABETH BINDERBei ihren Recherchen für "Die Royals" wurde Kitty Kelley auch von einem republikanischen Club eingeladen."Wenn Sie auf einer Skala von 0 bis 100 wählen dürften, wie hoch würden Sie die Wahrscheinlichkeit einschätzen, daß die Monarchie in England abgeschafft wird", wurde sie gefragt.

Die Amerikanerin Kitty Kelley befriedigt die millionenfache Neugier auf das Leben ProminenterVON ELISABETH BINDERBei ihren Recherchen für "Die Royals" wurde Kitty Kelley auch von einem republikanischen Club eingeladen."Wenn Sie auf einer Skala von 0 bis 100 wählen dürften, wie hoch würden Sie die Wahrscheinlichkeit einschätzen, daß die Monarchie in England abgeschafft wird", wurde sie gefragt."Null", sagte die amerikanische Autorin, und die Republikaner waren sprachlos.Aber nach vier Jahren intensiver Recherche über die letzten 80 Jahre im Leben der Königlichen Familie war sie zu dem Schluß gekommen, daß auch die ärgsten Feinde der Royals im Grunde ihre königliche Familie behalten wollten - und sei es auch nur, um sich daran zu reiben."Aber wenn die Republik ausgerufen wird, dann möchte ich gern das Archiv von Windsor Castle übernehmen", kündigte sie schon mal vorsorglich an. Kein Wunder, denn vier Jahre ihres Lebens steckte die oft als Skandalautorin bezeichnete Amerikanerin in die Suche nach pikanten und offensichtlichen Geheimnissen der königlichen Familie."Sie führen alle Tagebuch, sie schreiben zahllose Briefe", weiß sie, "nur rankommen muß man." Grundsätzlich bezahlt sie Informanten kein Geld, weil sie gekaufte Fakten für wertlos hält.Einmal wurden ihr Liebesbriefe von Prinz Philip angeboten - für 250 000 Dollar.Daß die Adressatin bei dem Preis wohl kaum die Queen gewesen sein kann, liegt nahe.Kelley lehnte trotzdem ab.Auch so hat sie in hunderten Interviews mit den inneren und äußeren Zirkeln der Aristokratie und natürlich dem Personal einiges ausgegraben, über das die Queen nicht amüsiert sein dürfte. In den 50er Jahren gehörte es zu den vornehmsten Aufgaben des Lord Camberlain, der dem königlichen Haushalt vorsteht, dafür zu sorgen, daß keine geschiedene Person je in die Nähe der Queen kam.Scheidungen galten als abscheulich und absolut inakzeptabel."In späteren Jahren", so eine zwar nicht giftige, aber doch spitze Anmerkung der Autorin, "wurden die Pflichten des Lord Chamberlain modifiziert, so daß die Queen ihre geschiedenen Kusinen, ihre geschiedene Schwester, ihre geschiedene Tochter und ihre beiden geschiedenen Söhne, den Thronfolger eingeschlossen, besuchen konnte." Kitty Kelley begann ihre Karriere als Rechercheurin bei der Washington Post.Zwei Jahre lang beschaffte sie Material für andere.Dann wollte sie etwas Bleibendes schaffen und machte sich selbständig.Ihr erstes Buch handelte von Kurorten in den Vereinigten Staaten.Sie vermutet, "daß es wahrscheinlich nur meine Mutter gelesen hat".Der Themenwechsel zu unautorisierten Biographien brachte ihr ein dankbares Millionenpublikum.Mit Büchern über Frank Sinatra, Liz Taylor und Jacqueline Kennedy-Onassis machte sie Furore und Millionen.Und sie erschrieb sich den Spitznamen "poison pen", Giftfeder, denn vieles von dem, was in ihren Büchern steht, dürften die Beschriebenen äußerst ungern über sich lesen. Vier Jahre lang hat die 55jährige Kelley an "The Royals" gearbeitet, unterstützt nur von einer Recherche-Assistentin.Wie fängt man so etwas an? Sie hat alles gelesen, was sie über die Royals finden konnte.Und sie hat der Queen einen Brief geschrieben, daß sie gern ein langes Interview mit ihr führen würde.Auf so einen Gedanken können nur Amerikaner kommen.Immerhin hatte das Ansinnen einen längeren Briefwechsel mit dem Pressesekretär der Queen zur Folge.Nach dem Tod Prinzessin Dianas fügte sie für die deutsche Ausgabe noch ein Kapitel an.Das Ergebnis stößt auf so viel Interesse, daß es sich in den USA schon 1,3 Millionen mal verkauft hat.In England steht es wegen befürchteter Schadenersatzklagen nicht zum Verkauf. Wühlt sie, um an Informationen zu kommen, wirklich in Mülltonnen? Auch über Kitty Kelley lästern die bösen Zungen inzwischen."Rubbish", sagt die zäh wirkende Frau.Über die Royals hat sie schlicht alles gelesen, was sie bekommen konnte, hat unzählige Briefe geschrieben und etwa 800 Interviews geführt.Daß sie sich rund um die Uhr mit dem Thema beschäftigte und einfach nicht abschalten konnte, hat in ihrer eigenen (zweiten) Ehe mit einem Immunologen auch gelegentlich zu Spannungen geführt.Aber nun hat sie sich erst einmal eine Weile dem Nichtstun verschrieben.Sie will reisen, und eigentlich ist dabei nur ein Land tabu - England.

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