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Panorama: Die Rückkehr der Buchen

Durch den Klimawandel könnte der Wald der Zukunft aussehen wie in alten Zeiten

Berlin - Der Klimawandel geht auch am Wald nicht spurlos vorüber. Das hat spätestens der August 2003 gezeigt: Die Farben Gelb und Braun dominierten in weiten Teilen Südwestdeutschlands die Wälder, die Förster rauften sich die Haare. Weil die Wurzeln nach der extremen Dürreperiode nicht genug Wasser aus dem Boden holten, zogen die Bäume einfach den Herbst zwei Monate vor. Solche Dürresommer aber werden in Zukunft häufiger kommen, befürchten Klimaforscher. Förster machen sich daher längst Gedanken, wie der Wald der Zukunft aussehen sollte, um dem Klimawandel zu trotzen.

Die Antwort der Forstwirtin und Waldexpertin Nina Griesshammer von der Umweltschutzorganisation WWF verblüfft auf den ersten Blick: Buchen und Hainbuchen, Eichen und Weißtannen, Kirschen und Erlen, Ahorn und Eichen sollen bunt durcheinander in Zukunft im Wald stehen. Ganz ähnlich sah bereits in der Vergangenheit der Wald aus. Wieso aber sollte der Wald unserer Vorfahren in kühleren Zeiten gut sein für die Zeit unserer Enkel, die sich mit höheren Temperaturen herumschlagen werden? Die Antwort: Gerade die Monokulturen mit endlosen Fichtenwäldern oder riesigen Kiefernforsten, aber auch Flächen, auf denen vor allem Eichen wachsen, haben schon heute Probleme mit dem Klima.

Vielleicht ist es also angebracht, einen Blick auf die Zeit der alten Römer zu werfen. Damals schlugen sich die Germanen durch Urwälder zwischen Nordsee und Alpen, in denen genau der Mischwald wuchs, wie ihn Griesshammer beschreibt. Langsam aber änderte der Mensch diese Mischung zu seinen Gunsten. Eichen waren nützlicher als Buchen, die heute 74 Prozent der deutschen Waldfläche dominieren würden, wenn man der Natur ihren Lauf ließe. Eicheln waren ein begehrtes Nahrungsmittel und mästeten die Schweine hervorragend. Die Stämme lieferten bestes Holz, mit dem die Menschen ihre Häuser bauten. Buchen dagegen avancierten erst mit moderner Technik zu einem guten Bauholz.

Eichen ließ man also auswachsen, Buchen wanderten schon in jungen Jahren in den Ofen. Obendrein überstehen Eichen eine Brandrodung viel besser als die dünnhäutigen Buchen. Weil die Altvorderen aber jede Menge Wald niederbrannten, um Platz für Äcker und Weiden zu gewinnen, wurden die Buchen seltener und die Eichen immer häufiger. Die sprichwörtliche „Deutsche Eiche“ verdankt ihren Namen also vor allem menschlicher Aktivität. Damit aber begannen die Probleme: Wachsen vor allem Eichen in einer Region, haben Waldschädlinge leichtes Spiel, ihre Raupen müssen dann immer nur zum nächsten Baum wandern und können so auf viele Kilometer die Eichenwälder kahl fressen. Als die Eiche noch eher selten war, kamen die kleinen Raupen dagegen oft gar nicht bis zur nächsten Eiche. Im Wald der Zukunft dürften also keine großen Eichenbestände wachsen, wohl aber einzelne Eichen stehen. Denn höhere Temperaturen steckt der Baum des Südens gut weg. Auch die Buche kommt mit den drohenden Dürreperioden zurecht, vermutet Georg Sperber, der frühere stellvertretende Leiter des Nationalparks Bayerischer Wald. In Bayern wachsen zum Beispiel Buchen ausgerechnet in den Gebieten am stärksten, in denen die Sommer schon heute relativ trocken sind.

Anders als Buchen und Eichen hatten die Fichten mit ihren flachen Wurzeln gegen den Orkan „Kyrill“ im Januar kaum Chancen. Bringt der Klimawandel also stärkere Stürme, dürfte die Fichte schnell wieder aus Deutschland verschwinden, die ohnehin als Baum des Nordens die steigenden Temperaturen nicht gut verkraftet. Profitieren dürfte die Weißtanne, die sogar noch im Mittelmeerraum wächst.

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