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Panorama: Die Sintflut

Die Übertreibung des Jahres – zur Geschichte eines Begriffs

Von Anna Schmitz-Avila

„Sintflutartige Regenfälle“ – die Niederschläge dieses Sommers werden oft mit biblischen Ausmaßen verglichen. Das ist die Übertreibung des Jahres. Nach der mythischen Überlieferung im Alten Testament öffneten sich die Schleusen des Himmels, und der aus ihnen ununterbrochen strömende Regen führte in 40 Tagen und Nächten zur Vernichtung fast allen Lebens auf der Erde. Rettung aus der Katastrophe erfuhr nur Noah mit seiner Familie, weil er nach Gottes Befehl eine Arche baute, auf der auch viele Tiere Zuflucht fanden. Das Wort Sintflut entstammt dem althochdeutschen Begriff „sinvluot“, was „grosse Flut“ bedeutet. Im volkstümlichen Sprachgebrauch leitet sich die Deutung des Ausdrucks aber von den Sünden der Menschheit ab („Sündflut“), die von Gott mit ewigem Regen bestraft wurden. Der Suche nach Beweisen für die Wahrhaftigkeit dieses Flutmythos’ haben sich mit wissenschaftlichem und religiösem Eifer weltweit 80000 Publikationen in 72 Sprachen gewidmet. Immer wieder werden neue Anhaltspunkte für ein echtes Ereignis gefunden, das dem Bericht in der Bibel zugrunde liegen könnte, so zuletzt im Jahr 2000, als der „Titanic“-Entdecker Robert Ballard im Schwarzen Meer bei einer Tauchexpedition den sensationellen Fund einer menschlichen Siedlung machte.

Ob die biblische Darstellung nun auf einer Tatsache beruht oder nicht, fest steht, dass die Angst vor der Apokalypse eine Urangst der Menschheit ist. Der Überlieferung zufolge hörte der Regen irgendwann auf und die Erde trocknete, sodass Noah mit seiner Familie und allen Tieren die Arche verlassen und die Erde bevölkern konnte. Seitdem sollten „alle Tage der Erde nicht aufhören, Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter“ zu sein. Das lässt vielleicht hoffen.

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