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Sebastian L. am Mittwoch mit seinen Verteidigern im Gericht. Foto: dpa

© dpa

Panorama: Die Täter galten nicht als aggressiv Ex-Freundinnen sagen

im Brunner-Prozess aus

Hat Dominik Brunner die Schlägerei selbst provoziert, an deren Folgen er verstarb? War er gar nicht der makellose Held, als den man ihn gern feiert? Und die Jungen, die auf ihn eintraten: Waren das vielleicht an sich friedliche, zurückhaltende Burschen, die zwar tranken und kifften, aber gar keinen besonderen Hang zur Gewalt hatten? Nach der Aussage des Lokführers im Münchner Landgericht am Dienstag und der Vernehmung einiger Freundinnen und Bekannten der Täter stehen vermeintliche Gewissheiten erneut auf dem Prüfstand. Der Lokführer hatte erklärt, Brunner habe die körperliche Auseinandersetzung mit Faustschlägen begonnen. Die jungen Frauen, die vor dem Landgericht am Mittwoch aussagten, zeichneten von beiden Tätern ein eher friedliches Bild. Drei geladene junge Frauen sagten aus, dass Sebastian L. „immer sehr ruhig“ gewesen sei. Weder unter Alkohol- noch unter Drogenkonsum sei er aggressiv geworden. Auf andere habe er eher beruhigend eingewirkt. „Er ist immer positiv hervorgestochen“, formulierte die zwanzigjährige A., eine Tierarzthelferin. Sebastians Exfreundin S. erinnert sich zwar an einen Wutausbruch, als dessen „bester Freund“ ins Gefängnis kam. „Da ist er total durchgedreht und aggressiv aus dem Haus gelaufen und hat einen Autospiegel kaputtgemacht.“ Aber eigentlich sei Sebastian „ein lieber Mensch, er würde niemals einen Menschen mit Absicht töten. Er war im Kopf ein Kind, das einfach nur Spaß haben wollte und gar nicht realisiert hat, was er macht“.

Auch Markus S., der Haupttäter, fiel seiner Exfreundin nicht als aggressiv auf. A., eine 19-jährige Angestellte, beschrieb ihren Exfreund als „eher schüchtern und zurückhaltend, vor allem gegenüber Erwachsenen. In seinem Verhalten war er immer eher unsicher. Liebevoll war er auch“. Wie Sebastian trank er Alkohol und kiffte, „leider regelmäßig, etwa einen Joint am Tag“. Unter Alkoholeinfluss sei er allerdings nicht aggressiv geworden, sondern habe gern „gerappt“. Leicht aus der Fassung zu bringen war er nur, sagte die Zeugin, wenn sie ihn auf seinen Drogenkonsum ansprach oder jemand seinen älteren Bruder beleidigte. Aber auch dann sei er nur lauter geworden und habe diskutiert, nicht geschlagen. Die einzige Situation, in der sie ihn gewalttätig gesehen hat, war, als ihm der große Bruder einen Schlag ins Gesicht versetzte.

Monika Goetsch[München]

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