zum Hauptinhalt
Schwestersonden. Grail A und B umrunden im Duett den Mond. Foto: dpa

© dpa

Panorama: Die Vermessung des Mondes

Nasa-Sonden „Grail A“ und „Grail B“ sind auf die Umlaufbahn des Erdtrabanten eingeschwenkt.

Das Silvestergeschenk hat sich die USRaumfahrtbehörde Nasa diesmal selbst gemacht. Nachdem die Sonde „Grail-A“ bereits am Samstagabend erfolgreich auf die Mondumlaufbahn eingeschwenkt war, folgte ihr Zwilling „Grail-B“ einen Tag später – gemeinsam sollen beide das ungleichmäßige Gravitationsfeld des Mondes erkunden. „Nach dieser Mission werden die Fachbücher über die Entstehung des Mondes neu geschrieben werden müssen“, sagte Grail-Forscherin Maria Zuber. Nasa-Chef Charles Bolden sagte, die Sonden würden „das Wissen über den Mond und die Entwicklung unseres eigenen Planeten erweitern“. Die Nasa werde damit als Behörde in Erinnerung bleiben, die „kühne Dinge“ unternehme, um „neue Höhen zu erreichen und das Unbekannte zu entdecken“. Trotz so viel Pathos‘ hat der Name der Mission nichts mit dem sagenumwobenen „heiligen“ Gral zu tun, sondern ist ein Akronym für „Gravity Recovery And Interior Laboratory“.

Auch nach Jahrzehnten der Raumfahrt, 109 Mond-Missionen und Mondlandungen, bei denen zwölf Menschen die Oberfläche des Erdtrabanten betraten, ist seine Entstehung nicht geklärt. Die beiden waschmaschinengroßen Sonden sollen ab März eine Landkarte des Gravitationsfeldes des Mondes von nie dagewesener Präzision erstellen. Daraus könnten sich Erkenntnisse über die Struktur des Mondes ergeben. Aus dem inneren Aufbau wiederum erhofft sich die Nasa neue Erkenntnisse über die Entstehung und die Entwicklung des einzigen natürlichen Satelliten-Planeten der Erde. Gängig ist die Annahme, dass ein Himmelskörper von der Größe eines Planeten auf die Erde prallte, woraufhin Mondmaterie ins All zurückgeschleudert wurde, wo sie sich zu der heutigen Form verfestigte. Die Erde könnte den Mond aber auch mittels ihrer Schwerkraft eingefangen haben oder gleichzeitig mit ihm entstanden sein. Einer anderen Theorie zufolge entstand der Mond aus zwei vormals getrennten Erdtrabanten.

Bei der Vorbereitung der komplizierten und gut 380 Millionen Euro teuren Mission hatte die Nasa nichts dem Zufall überlassen. Beide Sonden waren im vergangenen September vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral in Florida mit einer Delta-II-Rakete ins All gestartet, dann aber getrennt voneinander geflogen. Normalerweise ist der 400 000 Kilometer lange Flug in kosmischen Maßstäben nur eine Kurzstreckenfahrt, Astronauten der Apollo-Missionen legten die Strecke in der Vergangenheit in gut drei Tagen zurück. Um ihre Technik eingehend zu prüfen nahmen die Wissenschaftler bewusst einen langen Umweg in Kauf – und ermöglichten sich so nebenher ihr eigenes Neujahrs-Geschenk.

Zur Startseite