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Panorama: Die Vogelgrippe erreicht Afrika

In Nigeria ist das H5N1-Virus nachgewiesen worden / Annan warnt vor Hühnern im Hinterhof

Nairobi/Berlin - Das Vogelgrippevirus ist jetzt auch in Afrika angekommen. Auf einer Hühnerfarm im Dorf Jaji, nicht weit von der Stadt Kaduna im Norden Nigerias wurde das aggressive Virus H5N1 nachgewiesen. In den Wochen zuvor waren zehntausende Hennen in einer Hühnerbatterie mit insgesamt 46 000 Tieren gestorben.

Die Regierung versuchte, Panik zu verhindern und strahlte im Radio und Fernsehen beruhigende Botschaften aus. Vermutlich handle es sich um Geflügelcholera oder die sehr ansteckende New- Castle-Krankheit, hieß es zunächst. Doch am Mittwoch musste das nigerianische Landwirtschaftsministerium bestätigen, was die Weltorganisation für Tiergesundheit OIE zuvor schon in Paris mitgeteilt hatte: Das bei engem Kontakt mit Vögeln auch für den Menschen gefährliche H5N1-Virus ist in einem italienischen Labor nachgewiesen worden. Auch in der Nachbarprovinz Kano sind tausende Hühner gestorben. Ob auch sie der Vogelgrippe zum Opfer gefallen sind, ist unklar. Der Sender BBC berichtet, dass sich der Geflügelpreis in Kano halbiert hat.

In Afrika lässt sich die Vogelgrippe schwerer bekämpfen als in Europa. Denn Menschen und Tiere leben eng zusammen. In einem typischen afrikanischen Dorf halten fast alle Familien ein paar Hühner, die frei zwischen den Hütten herumlaufen. Selbst der kenianische Präsident, Mwai Kibaki, wollte nicht darauf verzichten, weshalb um seinen Amtssitz eine Gruppe Hühner im Rasen scharrt.

UN-Generalsekretär Kofi Annan hat die Gefahr erkannt. „Ich komme selbst aus Ghana, einem Land, wo Familien mit ihren Tieren, Kindern mit Hühnern harmonisch zusammenleben“, sagte er. Dieser jahrhundertealte Lebensstil sei durch den Ausbruch der Vogelgrippe bedroht. „Es wird hart sein, aber wir müssen dieses Zusammenleben anders gestalten.“

In einer Risikoanalyse schreibt die Weltgesundheitsorganisation (WHO): „Die Ernährung der Vögel ist schlecht, eine hohe Sterblichkeit ist üblich, was die Wahrscheinlichkeit vergrößert, dass ein Ausbruch unentdeckt bleiben könnte.“ Die meisten afrikanischen Länder sind nicht in der Lage, angemessen auf die Gefahr zu reagieren. Massenschlachtungen sind kaum durchsetzbar, weil sie eine Vielzahl von Menschen noch weiter in die Armut stürzen würde. Auf dem Land zählt Geflügel zu den wichtigsten Einkommensquellen. Sollten Menschen erkranken, könnten sie kaum angemessen behandelt werden. Selbst die Diagnose dürfte schwer fallen.

An der Vogelgrippe sind zwar bisher nur rund 80 Menschen gestorben. Experten fürchten aber, dass der Erreger sich dem menschlichen Organismus anpasst und von Mensch zu Mensch übertragbar wird. Dann besteht die Gefahr einer so genannten Pandemie, einer weltweiten Verbreitung des Erregers mit möglicherweise Millionen Toten. dpa/deh

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