zum Hauptinhalt
Mit dekorativem Grammophon im Jahr 1984 im ZDF.

© dpa

Dieter Thomas Heck: Mister Hitparade wird 75

Ohne ihn und seine Ansage mit dem "Zett...Dee...Eff!" hätte es den deutschen Schlagerboom wohl nie gegeben: Moderator Dieter Thomas Heck wird 75 Jahre alt.

Zu den besten Auszeichnungen im deutschen Fernsehen gehört es, von Harald Schmidt und Olli Dittrich parodiert zu werden. Wenn den beiden Komikern in ihrer Show zum Programm des Zweiten Deutschen Fernsehens beispielsweise gar nichts mehr einfällt, heißt es, voller Respekt: „...in Ihrem Zett…Dee….Eff!““ So kräftig intonierend begrüßte Dieter Thomas Heck über 15 Jahre jeden Samstagabend die Zuschauer der „Hitparade“: „Samstag, 19 Uhr 30 Minuten und 27 Sekunden, hier ist Berlin mit der Hitparade im Zett-Dee-Eff!“ Allein wegen dieser Ansage dürfte Heck mindestens so einen Bekanntheitsgrad haben wie Karl-Heinz Köpcke, Ernst Huberty oder heute Thomas Gottschalk. Am heutigen Samstag wird Heck 75 Jahre alt.

Als „Mister Hitparade“ und „Schnellsprecher der Nation“ hat der Moderator mit dem Goldarmband ein Millionenpublikum begeistert. Von wegen ewiger Schlagerfuzzi – das muss man erst mal hinkriegen in diesem wechselvollen Geschäft: ein halbes Jahrhundert auf der Showbühne. Und Heck hat heute immer noch täglich mit dem Fernsehen zu tun. Fünf Jahre nach seinem Rückzug von der großen Bühne ist er nicht mehr Macher, sondern Zuschauer. „Ich schaue in die Röhre und nicht mehr aus ihr hinaus.“ Am liebsten schalte er bei Krimis ein. „Entspannter kann man nicht leben.“ 23 Jahre lang hat Heck im Schwarzwald gelebt, im barocken Schloss Aubach im badischen Lauf, südlich von Baden-Baden. Im Frühjahr 2009 war Schluss damit.

Heck, der Bodenständige. Mit Ehefrau Ragnhild, 63, ist er seit 1976 verheiratet. Vor drei Jahren zogen sie nach Spanien, in ihr Winterdomizil. Das Mittelmeer direkt vor der Tür. „Mein Leben war es, Menschen zu unterhalten. Dass mir dies gelungen ist, macht mich glücklich“, sagt Heck im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa. „Ich durfte große Erfolge feiern, war 50 Jahre im Geschäft und davon 40 Jahre im deutschen Fernsehen in der ersten Reihe. Das erfüllt mich mit großer Dankbarkeit.“ Seinen Geburtstag, sagt er, feiere er mit Freunden und Weggefährten, nicht nur aus dem Showgeschäft. Auch Hecks Tierarzt ist dabei. Heck ist leidenschaftlicher Hundebesitzer.

Nach einem Kriegstrauma begann Heck zu stottern

Bürgerlich heißt er Carl-Dieter Heckscher. Heck wurde in Flensburg geboren, wuchs in Hamburg auf, wo sein Vater als Verkaufsleiter bei einer Limonaden-Firma angestellt war. Im Alter von fünf Jahren wurde er bei einem nächtlichen Bombenangriff unter einer Kellertreppe verschüttet. Wegen dieses Traumas begann Heck nach seiner Rettung zu stottern, was er mit einer Gesangsausbildung wieder ablegte. Sein Berufsleben begann 1957. In Hamburg arbeitete er als Autoverkäufer, was er im Rückblick als gute Schule für seine Showmaster-Tätigkeit bezeichnet. 1961 wurde Heck in der Sendung „Toi-toi-toi“ von Peter Frankenfeld als Sänger entdeckt. Er begann im gleichen Jahr beim damaligen Südwestfunk in Baden-Baden als Sprecher und arbeitete bei Radio Luxemburg als Disc-Jockey, an der Seite von Frank Elstner.

Einem ganz großen Fernsehpublikum wurde Heck dann als Moderator der „ZDF-Hitparade“ bekannt. Nach anfänglicher Kritik der Medien etablierte sich die „Hitparade“ zu einer der wichtigsten Musiksendungen der 1970er und 1980er Jahre. Heck moderierte die Musiksendung 183 Mal, von Anfang 1969 bis Ende 1984. Chris Roberts, Cindy & Bert, Bata Ilic oder Roland Kaiser, der alleine 57mal in der „Hitparade“ auftrat – ohne das Live-Singen bei Dieter Thomas Heck wäre ihre Karriere nicht denkbar. „Ich werde oft auf die Hitparade reduziert. Aber ich habe noch viel mehr gemacht.“ Heck stand für Samstagabend-Shows wie „Melodien für Millionen“, „Musik liegt in der Luft“, „Die Super-Hitparade“, für die „Deutschen Schlagerfestspiele“ oder „Die Schlagerparade der Volksmusik“ (ARD) vor der Kamera. Er präsentierte über viele Jahre erfolgreiche Unterhaltungssendungen wie „Die Pyramide“, die neulich ein Revival erfuhr und „Ihr Einsatz bitte“. Dem Schlager hielt er die Treue, als Produzent, Texter, Sänger, Moderator. Auch die Schauspielerei war Heck nicht fremd. In Wolfgang Menges legendärem Fernsehklassiker „Das Millionenspiel“ mimte Heck 1970 den Spielshowmoderator. Und er spielte im „Tatort“ ebenso mit wie bei „Praxis Bülowbogen“ oder „Manta - Der Film“.

Im Fernsehmuseum steht Dieter Thomas Heck aber vor allem für die Zeit der großen Samstagabend-Unterhaltung. Als Fernsehzuschauer vermisst Heck diese Unterhaltungsshows. „Da würde ich mir vor allem von den öffentlich-rechtlichen Sendern mehr Respekt vor dem Publikum wünschen.“ Mit 70 gab der dreifache Vater infolge seines Ende 2007 auslaufenden Vertrages beim ZDF seinen Rücktritt bekannt. Heck moderierte nach einem halben Jahrhundert im Showgeschäft seine letzten Benefiz- und Gala-Sendungen. 2011 brachte er seine Biografie auf den Markt. Er tritt immer mal wieder auf und bringt sich in Erinnerung, wenn Freunde ihn bitten. Oder Harald Schmidt.

Zur Startseite