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Downloads: Flatrate für Musik?

Die Branche jammert, denn seitdem man Musik aus dem Internet herunterladen kann, scheint sich damit nicht mehr viel Geld verdienen zu lassen. Aus London kommen jetzt Pläne dagegen, die die Kulturwelt verändern könnten.

Eine kleine Revolution könnte von England ausgehen. Eine, die die Musikwelt nachhaltig verändern könnte. Sie könnte die Frage beantworten, wie man im 21. Jahrhundert mit Musik noch Geld verdient. Denn sowohl Wirtschaftsminister John Hutton als auch Kulturminister Andy Burnham freunden sich nach Medienberichten mit der Idee einer sogenannten Kultur-Flatrate an. Demnach bliebe das illegale Herunterladen von Musik und Filmen aus dem Internet zwar formal weiterhin verboten, aber als „Strafe“ müssten Konsumenten beim Abschluss eines Internetvertrags eine Art jährliche Lizenzgebühr entrichten, die etwa 40 Euro kosten würde. Damit könnten sie aber ruhigen Gewissens so viel Musik und Filme von eigentlich illegalen Tauschbörsen aus dem Internet herunterladen, wie sie wollen. Der Vorteil: Konsumenten würden nicht länger als Kriminelle stigmatisiert, wenn sie Musik kostenlos aus dem Netz ziehen. Und die Musikindustrie hätte etwas davon, weil ihr diese Gebühr direkt zufließen soll als Kompensation für die Millionenverluste durch illegale Downloads.

Unterstützung kommt aus der Musikindustrie. Peter Jenner, Musikproduzent und Manager unter anderem von The Clash und Billy Bragg, sagte dem „Independent“: „Wenn genug Leute einen kleinen Beitrag leisten, kann man den Hebel in der Musikindustrie damit noch einmal umlegen.“

Legale Flatrate-Modelle gibt es zwar bereits, aber sie sind deutlich weniger komfortabel. Erst vor wenigen Tagen hat Universal eine Musikflatrate in Kooperation mit dem britischen TV-Sender Sky angekündigt. Viele Internetanbieter haben so etwas mittlerweile in ihren Paketen. Auch Amazon bietet es an, allerdings noch nicht in Deutschland. Sogar beim Abschluss eines Handyvertrags soll es bald Musik dazugeben. Doch die Angebote haben einen Haken: sie sind auf die Musik bestimmter Plattenfirmen begrenzt und somit auch auf bestimmte Künstler und Genres. Hinzu kommt, dass die Songs meistens nur gemietet sind und nicht gekauft. Wer sie also beliebig oft auf seinem iPod oder MP3-Spieler hören will, hat meistens Pech.

Eine Kultur-Flatrate wie jetzt in Großbritannien geplant würde keine Grenzen kennen. Musik wäre endgültig ein freiverfügbares Kulturgut.

Auch in Deutschland wurde dieses Modell schon einige Male ins Spiel gebracht. Doch der Bundesverband der Musikindustrie ist nicht begeistert. „Das klingt auf den ersten Blick sympathisch, wirft aber eine Menge Fragen auf“, sagt Stefan Michalk, Geschäftsführer des Bundesverbandes der Musikindustrie. So gebe es ein Abrechnungsproblem, weil festgelegt werden müsse, wer welchen Anteil dieser Gebühr bekomme.

Noch ist die Kultur-Flatrate in England nicht entschieden. Scheitert sie doch noch an der Musikindustrie, dann könnte es ganz im Gegenteil zu einer Verschärfung des Kampfes gegen illegale Downloads kommen.

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