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Dürre: Die auf dem Trocknen sitzen

Die Bilder sind überall die gleichen: verendetes Vieh, ausgetrocknete Flüsse und Seen, geborstene trockene Erde, auf der kaum noch etwas wächst. In mehreren wichtigen Agrarregionen herrscht derzeit eine Rekorddürre. Kalifornien ruft gar den Notstand aus.

Die Bilder sind überall die gleichen: verendetes Vieh, ausgetrocknete Flüsse und Seen, geborstene trockene Erde, auf der kaum noch etwas wächst. Mehrere Weltgegenden, die für einen bedeutenden Teil der Lebensmittelproduktion wichtig sind, leiden zeitgleich unter einer historischen Dürre. Das wird Auswirkungen auf die Lebensmittelpreise haben, nachdem diese sich bis Mitte 2008 weltweit mehr als verdoppelt hatten und seither kaum gesunken sind. Die hohen Lebensmittelpreise haben allein im vergangenen Jahr mehr als 100 Millionen Menschen mehr zu Hungernden gemacht. Und der Klimawandel trägt dazu bei, dass trockene Regionen in Zukunft noch weniger Regen bekommen werden. In Afrika leiden Kenia, Äthiopien, Somalia, Tansania und der Norden Ugandas unter extremer Trockenheit. In Afghanistan ist es so trocken, dass selbst die Opiumproduktion zurückgeht.

Südamerika:

Der Norden Argentiniens, Chile, Paraguay, Uruguay und Süd-Brasilien erleben eine Rekorddürre, die schlimmste seit einem halben Jahrhundert. In Argentinien sind nach Angaben der Landwirtschaftsgesellschaft des Landes seit dem vergangenen Oktober rund 1,5 Millionen Rinder verendet. Die Verluste der Landwirtschaft durch die Dürre liegen nach ihren Angaben bei rund fünf Milliarden Dollar. Die Weizenernte ist um 44 Prozent geringer ausgefallen als im Vorjahr, die Maisernte verringerte sich um 27 Prozent, die Sojaernte ging um sieben Prozent zurück, nachdem sie seit 2003 jährlich um zehn Prozent gewachsen war. Allerdings ist die argentinische Fleischwirtschaft nicht erst seit der Dürre in der Krise. Im vergangenen Jahr verhängte Präsidentin Christina Fernandes de Kirchner hohe Exportsteuern und Exportbeschränkungen, die die heimische Landwirtschaft teuer zu stehen kamen. Nun musste sie den Notstand ausrufen und den Bauern die Steuern für ein Jahr stunden. Auch in Paraguay hat der Präsident den Notstand wegen der Dürre ausgerufen. In Chile halten die Staudämme so wenig Wasser, dass im ganzen Land Strom rationiert werden muss.

China:

Im Norden Chinas hat die Regierung Anfang Februar den Notstand ausgerufen, weil 4,37 Millionen Menschen und 2,1 Millionen Tiere kein Trinkwasser mehr haben. 43 Prozent der Weizenernte sind in Gefahr. In Peking hat es seit mehr als 100 Tagen nicht mehr geregnet. In der Dürreregion werden drei Fünftel des Getreides Chinas erzeugt. Außerdem wohnen zwei Fünftel aller Chinesen im ohnehin trockenen Norden. Doch das dynamische Wachstum der chinesischen Wirtschaft, die Ausweitung der Landwirtschaft, die komplett auf Bewässerung angewiesen ist, sowie das Bevölkerungswachstum haben den schon immer geringen Wasserreserven zugesetzt. Der Grundwasserspiegel im Norden sinkt seit drei Jahrzehnten. Die Regierung hat in ihrer Verzweiflung viel Geld investiert, um mit chemischen Mitteln Wetter zu machen. Mit Granaten und Raketen wurde Silberjodid in die paar vorhandenen Wolken geschossen, um es künstlich regnen zu lassen. Doch mehr als ein paar Millimeter Schnee hat das nicht erbracht. Deshalb soll nun ein seit den 50er Jahren geplantes Großprojekt zügig umgesetzt werden: Wasser aus den Flüssen im Süden des Landes soll in den Norden umgeleitet werden.

Kalifornien:

In Kalifornien erließ Gouverneur Arnold Schwarzenegger am Samstag den Dürre- Notstand. Den Farmern, die immerhin die Hälfte des Gemüses und Obstes der USA anbauen, hatte die Regierung schon Ende Februar klargemacht, dass es in diesem Jahr nahezu kein Wasser aus öffentlichen Reservoirs für die Bewässerung geben wird. Viele Bauern haben ihre Felder gar nicht erst bepflanzt. Zehntausende Jobs in der Landwirtschaft sind in Gefahr. Doch nun sollen auch die Städtebewohner im chronisch wasserknappen Kalifornien sparsamer werden. Rasensprenger und die Neubefüllung von Pools sollen in diesem Jahr nicht mehr erlaubt sein. In der Sierra Nevada sind in diesem Winter nur etwa 60 Prozent der normalen Schneemenge gefallen. Der neue amerikanische Energieminister Steven Chu sagte kürzlich, „wenn sich die Wettermuster nicht ändern, könnte das das Ende der kalifornischen Landwirtschaft sein“. Im Übrigen wisse er nicht, wie die kalifornischen Städte in Zukunft noch mit Wasser versorgt werden sollten.

Australien:

Nach zwölf Jahren Dürre im Südosten Australiens sagte der Chef der Klimaabteilung des nationalen Wetteramtes, David Jones: „Vielleicht sollen wir das unser neues Klima nennen.“ Jones meint weiter: „Die einzige Unsicherheit ist die, ob die veränderten Wettermuster zu 85, 95 oder 100 Prozent das Ergebnis des Klimawandels sind.“ Die verheerenden Waldbrände in Australien sind ebenfalls in der Dürreregion ausgebrochen. Zu den Getreideexporten Australiens trägt die Region inzwischen nichts mehr bei.

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