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eBay: Mindestgebot: 10.000 Euro für ein Baby

Ein Unbekannter hat das vier Monate alte Baby einer fremden Familie aus Hemmingen bei Hannover im Internet-Auktionshaus eBay zum Verkauf angeboten. Die Staatsanwaltschaft geht von einer Racheaktion aus.

Hannover (18.09.2005, 16:42 Uhr) - «Es sieht so aus, als sei es eine Racheaktion oder Ähnliches», sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft Hannover, Thomas Klinge, am Sonntag. Es gebe bereits erste Hinweise, wer als Täter in Betracht kommen könnte. Nach Angaben der Polizei handelt es sich möglicherweise um jemanden aus dem näheren Umfeld der Familie.

«Das geht weit über das hinaus, was man als Spaß bezeichnet. Das ist eine besonders perfide Geschichte», sagte Oberstaatsanwalt Klinge. Die Polizei war zunächst davon ausgegangen, dass die 35 Jahre alte Mutter selbst ihr Kind angeboten hatte. Daher waren gegen die Frau Ermittlungen wegen des Verdachts auf Kinderhandel eingeleitet worden. Dieser Verdacht scheine sich nicht zu bestätigen, sagte Klinge.

Die Annonce war am Donnerstagabend im Internet geschaltet worden. Am Freitag entdeckte ein Internet-Nutzer aus Krefeld das Angebot und alarmierte die Behörden. Das Angebot wurde daraufhin gelöscht. Nach Angaben der «Bild am Sonntag» sollte das Baby gegen «Höchstgebot» abgegeben werden. Als Mindestsumme habe die Anbieterin 10 000 Euro genannt. Die Frau habe einen «väterlichen Freund» für den Säugling gesucht und erklärt, sie sei krebskrank und wolle nochmals verreisen. «Der Babyfreund soll mir diese Reise finanzieren», zitiert die Zeitung aus dem Angebot.

Die betroffene Familie war nach Angaben von Polizei und Staatsanwaltschaft jedoch im Urlaub und erfuhr erst über die Medien von dem Inserat. Die Frau meldete sich am Samstag telefonisch bei der Polizei in Hannover. Sie sagte den Beamten, bereits vor einiger Zeit sei eine ältere Tochter der Familie von einem Unbekannten bei eBay inseriert worden. Die Familie wollte am Sonntag zurück kommen. Die Frau soll an diesem Montag vernommen werden.

Oberstaatsanwalt Klinge sagte: «Es spricht vieles, wenn nicht sogar alles dafür, dass das Angebot bei eBay nicht von der Frau selbst stammt.» Sie sei bei dem Telefongespräch mit der Polizei äußerst überrascht gewesen und habe nach Darstellung der Beamten sehr glaubwürdig gewirkt. Ihre Angaben müssten nach ihrer Rückkehr jedoch noch überprüft werden. Es sei kein Einzelfall, dass jemand versuche, Mitmenschen über das Internet Schaden zuzufügen.

eBay-Sprecher Nerses Chopurian sagte, das Unternehmen könne nicht verhindern, dass solche Angebote eingestellt werden. Es beschäftige aber mehr als 100 Mitarbeiter allein damit, nach Artikeln zu suchen, die gegen das Gesetz oder die eBay-Bestimmungen verstoßen. Zudem sei das Unternehmen auf Hinweise von Nutzern sowie Polizei und Staatsanwaltschaft angewiesen, um solche Angebote zu finden und zu entfernen. Zur Aufklärung des Baby-Falles werde eBay eng mit den Strafverfolgungsbehörden zusammenarbeiten. (tso/dpa)

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