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Panorama: Eigene Warnungen ignoriert

Columbia-Absturz: Nasa-Experten wiesen auf Gefahr hin

Verantwortliche der US-Weltraumbehörde haben vor der „Columbia"-Katastrophe offenbar weitaus mehr Warnungen aus den eigenen Reihen ignoriert, als bisher vermutet wurde. Die Raumfähre war am 1. Februar beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre explodiert, die sieben Astronauten kamen ums Leben. Beim Start war die „Columbia" von drei jeweils bis zu 50 Zentimeter langen Teilen getroffen worden, die sich von der Kunststoffisolierung des Zusatztanks gelöst hatten. Das geht aus einer dritten Analyse von Ingenieuren des Luft- und Raumfahrtkonzerns Boeing hervor, die dem Tagesspiegel vorliegt. Bisher war nur von einem Teil ausgegangen worden. An der betroffenen Unterseite der linken Tragfläche befinden sich Keramikkacheln, die dem Schutz vor der Reibungshitze beim Wiedereintritt in die Atmosphäre dienen. Dabei muss der Shuttle Temperaturen von bis zu 1800 Grad aushalten. Die Boeing-Experten kamen allerdings zu dem Schluss, dass keine Gefahr für eine sichere Landung bestehen würde.

In einem Email warnte der NASA-Ingenieur Robert Daugherty bereits am 29. Januar, drei Tage vor der Katastrophe, dass Fachleute Schäden am Hitzeschutz im Bereich der Türen des linken Fahrwerkschachtes vermuten würden. Zwar wird über keinen Totalverlust spekuliert, doch über schwere Probleme, die bei einem Ausfall des linken Hauptfahrwerks entstehen könnten. Die Thermalexperten hätten bei der Beurteilung der Chancen einer sicheren Landung Worte wie „überlebbar" und „auf dem Rande" gebraucht.

Daugherty kritisierte, dass der weiteren Diskussion über mögliche Konsequenzen zu wenig Aufmerksamkeit gewidmet wurde. Man könne sich nicht erklären, warum die Verantwortlichen für den Shuttle-Flug diesbezügliche Informationen „wie die Pest" behandeln würden.

In weiteren E-Mails, die von der NASA veröffentlich wurden, haben andere Experten nach der Katastrophe auf eine mögliche Fehleinschätzung bei der Schadensanalyse hingewiesen. Die beim Start gelösten Teile könnten nicht nur aus dem Hartschaum der Tankisolierung, sondern auch aus wesentlich schwererem Eis bestanden und deshalb die großen Schäden verursacht haben.

Rainer W. During

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