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Motiv unbekannt. Weiße Planen überdecken den Fundort der Leichen. Foto: dpa

© dpa

Panorama: Ein Dorf unter Schock

In Oberbayern wurde ein Ehepaar getötet und im Garten verscharrt – Täter ist der Ex-Freund der Tochter.

Notzing - Keiner will es wahrhaben, dass der idyllische Ort Schauplatz einer schrecklichen Bluttat geworden ist. Die Leichen eines Ehepaares verscharrt im Vorgarten ihres Einfamilienhauses, der mutmaßliche Täter der Ex-Freund der 17 Jahre alten Tochter – das Dorf Notzing in Oberbayern steht unter Schock. Der 21-jährige frühere Freund der Tochter hat gestanden, die Eheleute am vergangenen Freitag getötet zu haben. Im Garten hat die Polizei die beiden Leichen gefunden, etwa einen halben Meter unter der Erde.

Ruhig liegt das Einfamilienhaus in einer Wohnsiedlung. Die Sonne scheint, die Glocken der gegenüberliegenden Dorfkirche läuten. Nichts würde auf das grausame Verbrechen hindeuten, das sich hinter den mit Gardinen verhangenen Fenstern abgespielt hat, wären da nicht die weiß-roten Absperrbänder, Polizeibeamte und die sich um das Haus scharenden Reporter. Der Sichtschutz, der den Garten abschirmen soll, hat bereits mehrere Löcher, und die zwei Gruben im Garten sind mit weißen Planen abgedeckt. Viel zu sehen gibt es aber nicht.

Die wenigsten Anwohner wollen eine Auskunft geben, noch weniger möchten ihren Namen genannt wissen. Sie sind zu verängstigt. „Mir schlottern die Knie. Ich kann nicht glauben, dass ich sie nie mehr sehe“, sagt eine Frau unter Tränen. Das Ehepaar habe vor gut fünf Jahren gebaut und sei in der Straße beliebt gewesen. Die 54-jährige Hausfrau Heidi habe im Kindergarten geputzt. Dorthin sei sie zu Fuß gegangen, habe gegrüßt und einen Plausch gehalten. Ihr 60 Jahre alter Mann Franz habe in der Autobranche gearbeitet und sei kürzlich in Rente gegangen, erzählt Nachbarin Marianne Ippisch. „Er hat sich gefreut, dass er endlich Zeit hat, seinen Garten zu richten.“ Es sei tragisch, dass die Toten gerade dort gefunden worden seien.

Neben dem 21-Jährigen ist auch die Tochter, die bei ihren Eltern lebte, festgenommen worden. Noch sei unklar, inwiefern sie an der Tat beteiligt gewesen sei, sagt Polizeisprecher Hans-Peter Kammerer am Montag. Klar ist, dass sich die Auszubildende im Haus befand, als ihr 24-jähriger Bruder am Sonntagabend die Eltern besuchen wollte und stattdessen Blutspuren im Treppenhaus vorgefunden hatte. Keine Stunde später hatte sich der Ex- Freund der Tochter auf dem Polizeirevier gemeldet. „Offensichtlich hatte er Kontakt zu seinem Vater, der ihn überredete, sich selbst zu stellen“, erklärt Kammerer. Vor zwei bis drei Wochen sei die Beziehung der beiden in die Brüche gegangen, sagt der Polizeisprecher. Ob das allerdings mit dem Mord zusammenhänge, wollte er nicht sagen. Die Nachbarn schätzen, dass junge Paar sei etwa zwei Jahre zusammen gewesen. Ab und zu seien sie miteinander spazieren gegangen und hätten einen netten, anständigen Eindruck gemacht. „Wie junge Leute eben sind“, fügt ein anderer Anwohner an. In letzter Zeit seien sie aber immer seltener zusammen gesehen worden.

Mittlerweile hat die Polizei ein Messer in der Wohnung des 21-Jährigen im Landkreis Freising gefunden, aller Voraussicht nach die Tatwaffe. Außerdem soll er psychisch auffällig und aggressiv sein, fügt der Polizeisprecher an. Die 17-Jährige dagegen wird von den Nachbarn als eher schüchtern beschrieben. dapd

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