zum Hauptinhalt

Panorama: Ein Mantel für den Erreger

Fortschritte bei der Suche nach einem Medikament gegen die Vogelgrippe

Tübingen - Bei der Suche nach einem wirksamen Medikament gegen den Vogelgrippe-Erreger H5N1 sind Wissenschaftler des Friedrich-Löffler-Instituts (FLI) offenbar einen weiteren Schritt vorangekommen. Der bereits an Zellkulturen erfolgreich getestete pflanzliche Wirkstoff Cystus 052 habe sich inzwischen auch im Tierversuch an Mäusen als wirksam erwiesen, sagte der Forschungsleiter des Instituts, Oliver Planz, in Tübingen.

Planz betonte, dass bei Tierexperimenten die mit Cystus 052 behandelten Mäuse eine Infektion mit Influenzaviren deutlich besser als nicht behandelte Kontrolltiere vertragen hätten. Während die unbehandelten Tiere stark erkrankten und zu einem Großteil starben, hätten die mit Cystus 052 behandelten Mäuse keinerlei klinische Symptome gezeigt.

Die Inhaltsstoffe von Cystus 052 besäßen „eine antivirale Aktivität gegenüber Influenzaviren“, folgerte der Wissenschaftler. „Wir können jetzt sicher sagen, dass es pflanzliche Substanzen gibt, die in der Lage sind, die Infektion der Wirtszelle durch Influenzaviren zu blockieren.“ Er betonte: „Cystus 052 könnte gegen verschiedene Vogelgrippeerreger wie zum Beispiel H5N1 wirken.“ Planz beschrieb die Wirkungsweise des Stoffes mit einem Schlüssel, „den man mit Tesafilm umwickelt und der dann nicht mehr ins Schloss passt. Die Polyphenole aus Cystus 052 ummanteln den Erreger derart, dass er keinen Zugang zur Wirtszelle mehr findet – also keine Infektion stattfinden kann.“ Nach Angaben von Planz zeige die Geflügelwirtschaft bereits großes Interesse an den Experimenten. Die Forscher erhoffen sich in Zukunft von dem auch in manchen Hustenbonbons enthaltenen Wirkstoff eine Schutzwirkung für den Menschen.

Unterdessen verzögern bürokratische Formalitäten offenbar den für diese Woche in Ostwestfalen geplanten Modellversuch für Massenimpfungen gegen das Vogelgrippe-Virus. Das sagte ein FLI-Experte der „Münsterschen Zeitung“. Der Impfversuch in Nordrhein-Westfalen soll klären, inwieweit sich vorhandene Impfstoffe unter Feldbedingungen für eine Immunisierung eignen. ddp

-

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false