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Panorama: Eine Chance für die Kleinsten

Unicef startet eine weltweite Weihnachtsaktion gegen Aids. Immer mehr Kinder sind HIV-infiziert

Berlin - Naisiadet Masons Hände sind zu Fäusten geballt. Stolz blickt sie den Zuschauern im Berliner Presseclub – jedem einzelnen, so wirkt es, – in die Augen. „Ich habe es geschafft: Meine Kinder konnten Kinder sein und zur Schule gehen.“ Damit es auch anderen Kindern HIV-infizierter Mütter so geht, kämpft die Kenianerin seit Jahren gemeinsam mit Unicef gegen Aids. Mit seinen diesjährigen weltweiten Weihnachtsaktionen will das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen auf das Leid von Kindern aufmerksam machen.

1988 wurde bei Naisiadet Mason das HI-Virus festgestellt. Drei Monate später starb ihr Mann, der sie angesteckt hatte. Sie blieb zurück, mit zwei kleinen Kindern. Als sie selbst an Lungenentzündung erkrankte, glaubte sie, das sei das Ende. Doch ihre Schwester in den USA half. Nun hilft Mason anderen.

„Kinder sind die vergessenen Opfer“, sagt die Frau des Bundespräsidenten, Eva Luise Köhler, die die Schirmherrschaft für die Kampagne „Du und ich gegen Aids“ übernommen hat. „Das ungeheure Ausmaß der Epidemie ist noch immer nicht im Bewusstsein der Menschen.“ Am stärksten ist Afrika von der Krankheit betroffen. „Wir können nicht einen ganzen Kontinent praktisch sterben lassen“, sagt Köhler.

Unicef mahnt vor allem die Entwicklung von Medikamenten für Kinder an. „In Europa und in Nordamerika gibt es dafür keinen Markt“, sagt Dietrich Garlichs, Geschäftsführer von Unicef-Deutschland. In der westlichen Welt können Tests und Medikamente Ungeborene vor einer Infektion schützen. Die Entwicklung kinderspezifischer Medikamente ist nicht rentabel. Aber mehr als 660000 Kinder weltweit benötigen laut Unicef ein Viren hemmendes Medikament. Derzeit werden nur rund 20000 damit versorgt.

Außerdem müssten die Preise für Aids-Mittel gesenkt werden. „Da ist schon viel passiert, aber noch nicht genug“, sagte Garlichs. Frauen könnten sogar ihre noch ungeborenen Kinder mit Hilfe von Medikamenten schützen.

Diese Verbesserungen brauchen Zeit, vor allem aber Geld. Deshalb hält Unicef eine Aufstockung der Entwicklungshilfe für dringend notwendig.

Nicht zuletzt müsse mehr Aufklärungsarbeit geleistet werden: Nur jeder dritte Jugendliche in Entwicklungsländern weiß, wie er sich vor Aids schützen kann. Aber auch in Deutschland stellt sich das Problem. Im Vergleich zu 2004 infizierten sich in der ersten Hälfte dieses Jahres 20 Prozent mehr Menschen mit HIV. Anders als in den 80er Jahren ist Aids hier viel zu selten Thema. Auch die Industrieländer müssen also verstärkt in Gesundheitsdienste, Aufklärungsarbeit an Schulen und Projekte investieren, fordert Unicef.

Spenden an: Unicef-Spendenkonto; Kontonummer 300000, BLZ 37020500; Bank für Sozialwirtschaft Köln.

Spendenhotline: 0137–300000.

www.unicef.de/aids

Nicole Diekmann

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