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Panorama: Eine Türkin für Deutschland?

Warum die Sängerin Aynur beim Grand Prix gute Chancen hat

„Aynur grüßt alle“, stand vor kurzem auf Titelseite der türkischen Tageszeitung „Hürriyet“. Dann sagte die türkische Sängerin Aynur Aydin der Zeitung: „Ich bin sicher, dass mich die Türken am 7. März nicht vergessen werden.“ Die Türken gehören zu den am meisten begeisterten und aktiven Zuschauern des Schlager-Grand-Prix. Am Freitag ist der deutsche Vorentscheid, der Sieger vertritt dann Deutschland beim internationalen Wettbewerb in Lettland.

Wird das eine Türkin sein? Die größte und wichtigste türkische Boulevardzeitung „Hürriyet“ trommelt für Aynur.

Vergangenen Sonnabend sah der Leser die in München geborene Musikerin zusammen mit „Andy“ am Bosporus. Als Kulisse diente die bekannten Bosporus-Brücke, die Orient und Okzident miteinander verbindet. Ihre Botschaft dieses Mal: „Unser Lied ist für den Frieden“.

„Hürriyet“ ist offizieller Medienpartner der Band „Tagträumer“, weshalb sie seit Wochen kräftig die Werbetrommel für diese deutsche Truppe rührt, die zusammen mit Aynur unter dem Namen „Tagträumer feat. Aynur“ auftreten wird. Wahrscheinlich wäre die Band um den Ex-Enigma-Sänger Andy Jonas der Zeitung nicht aufgefallen, wäre die türkischstämmige Sängerin nicht dabei. „Aynur wird der Welt die Friedensbotschaft in drei Sprachen vermitteln“, hieß es.

„Hürriyet“ schickt neben „YAM“, „Bild“, der „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ und der „taz“ einen eigenen Kandidaten ins Rennen. Das Stück „Livin In A Perfect World – Mükemmel Dünya Icin“ wird Aynur zusammen mit ihrem deutschen Gesangspartner im Duett auf Deutsch, Englisch und auf Türkisch singen.

Das ist jedoch nicht alles, was die Leser von ihrer Zeitung erfahren. Während der Promotionskampagne gibt es auch exklusive Nachrichten aus dem Hintergrund: „Heute ist bekannt geworden, an wievielter Stelle die Gruppe auftreten wird. Mit Unterstützung der „Hürriyet“ sind sie auf den letzten Platz gekommen.“ Tatsächlich tritt die Gruppe als allerletzte auf. Das kann von Vorteil sein, wenn der Zuschauer ein Kurzzeitgedächtnis hat. Wie viele Anhänger die beiden mit ihrer Band „Tagträumer feat. Aynur“ tatsächlich haben, wird sich in zwei Tagen zeigen. Immerhin hat die „Hürriyet“ mehr als 100 000 Leser und in Deutschland leben knapp zwei Millionen Türken – nicht mitgerechnet die mit deutschem Pass. Insofern dürfte die Gruppe mehr Chancen haben, als der „Junge mit der Gitarre“ der für die „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ in den Ring steigt. Und sollte „Tagträumer feat. Aynur“ dank der Unterstützung der Türken in Deutschland beim Grand Prix für Deutschland auftreten, dürfen bei der Entscheidung in Lettland knapp 70 Millionen Türken in der Türkei mitentscheiden.

Vielleicht haben ja „Aynur und Andy“ mehr Glück als die Multikulti-Truppe „Sürpriz“ von Schlagerproduzent Ralph Siegel. Die sechsköpfige Truppe sang bei der Vorentscheidung vor vier Jahren auch dreisprachig und landete mit ihrer „Reise nach Jerusalem – Kudüse’e seyahat“ auf Platz zwei.

Suzan Gülfirat

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