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Panorama: Eingebürgert!: Das Schweriner Schloss

Jetzt mal Vernunft beiseite, wie sich das für eine ordentliche Schlossplatz-Diskussion gehört. Nach zehn Jahren Hin und Her um den Wiederaufbau des Berliner Stadtschlosses kristallisiert sich langsam heraus, dass die Frage Hohenzollern-Residenz oder Palast der Republik mit herkömmlichen Mitteln nicht zu lösen ist.

Jetzt mal Vernunft beiseite, wie sich das für eine ordentliche Schlossplatz-Diskussion gehört. Nach zehn Jahren Hin und Her um den Wiederaufbau des Berliner Stadtschlosses kristallisiert sich langsam heraus, dass die Frage Hohenzollern-Residenz oder Palast der Republik mit herkömmlichen Mitteln nicht zu lösen ist. Höchste Zeit für eine unkonventionelle Entscheidung.Dabei bloß nicht mit fachlichen Bedenken belasten, "die überlieferte materielle Gestalt ist als Geschichtszeugnis unwiederholbar wie die Geschichte selbst", haben die deutschen Denkmalpfleger schließlich schon 1991 gesagt, ohne dass es jemanden interessiert hätte. Was spricht da gegen eine Lösung, die die Bedürfnisse von Charlottenburger Schlossbeschwörern und Pankower Palastwachen aufs Beste vereint? Ein ostdeutsches Schloss muss her.

Das weithin prächtigste steht in Schwerin, die gedopte Variante der Ludwigs-Schlösser, ein Musterstück des deutschen Historismus zum Bestaunen, Bewandern, Befühlen. Unbestritten der schönste Landtagssitz der Welt und ein toller Touristenmagnet. Im 18. Jahrhundert einem französischen Renaissance-Bau nachempfunden, mit tausend Türmen und Türmchen, allerlei Ziergiebeln, Plastiken und Terrakotta-Schmuck. Obendrauf eine Kuppel, die strahlt wie die Sonne persönlich, drumherum der Burgsee, der ist im Paket natürlich inbegriffen.

Alles in allem trotz der Fracht eine elegante Erscheinung, die die Besucher des kargen Berliner Schlossplatzes mit ihrem fast südlichen Charme verzaubern und helfen würde, dessen schon von Bausenator Strieder formulierten Anspruch zu verwirklichen, zum "Ort der kulturellen und politischen Wiedervereinigung der Deutschen" zu werden. Diesem Argument könnten sich auch die Schweriner nicht verschließen, wenn die Verlegung von Schloss und See in die Hauptstadt anstünde.

Für die, die das langweilig finden und schon die Aufregungen, Auseinandersetzungen etc. der letzten Jahre vermissen: Der Legende nach wacht über das Wohl des Schweriner Schlosses ein angriffslustiges Wesen mit breitem Hut, kurzen Beinen und Degen am Gürtel, das Petermännchen. Schwer zu sagen, wie es auf den Umzug reagiert.

Rico Czerwinski

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