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Panorama: Eingebürgert!: Funkelnde Metropole Berlin - diese Stadt hat einfach alles! Nur einer kann uns hier noch weiter bringen, und das ist

Weihnachten werden alle Menschen plötzlich fromm, selbst die Menschen in Berlin. In Scharen treten die Gottlosen das ganze Jahr lang aus der Kirche aus, aber am Festtag wollen sie wieder rein.

Weihnachten werden alle Menschen plötzlich fromm, selbst die Menschen in Berlin. In Scharen treten die Gottlosen das ganze Jahr lang aus der Kirche aus, aber am Festtag wollen sie wieder rein. Nur wissen sie dann nicht, wohin. In den Berliner Dom vielleicht? Der klingt, als wäre er für alle da.

Ist er aber nicht. Mal abgesehen davon, dass er dick und häßlich und ziemlich wilhelminisch ist - eine Kirche, die Eintritt zur Besichtigung verlangt, kann sich kaum christlich nennen. Das ist es doch, was eine Kirche zur Kirche macht, dass sie immer allen offen steht. Drum sind das Wichtigste an der Kirche Fenster und Türen. Irgendwo müssen Gott und die Menschen ja durch.

Mit den Fenstern ist das allerdings so eine Sache, da greifen die Gemeinden gerne daneben, zu Kitsch. Darum brauchen wir ganz dringend den Christus-Pavillon, der hat sich schon auf der Expo bewährt: ein Würfel, der zeigt, woraus er ist - aus Stahl und Glas, Wasser und Kies - und nicht zu scheinen versucht, was er nicht ist, wie so viele Bauten im pseudo-historischen Berlin. Mensch - Natur - Technik haben Joachim Zais und Meinhard von Gerkan einfach zwischen die Glasscheiben gepackt: Baumscheiben und Zahnräder, Mohnkapseln und Einwegspritzen, Glühbirnen und Silberdisteln sind jeweils so en masse zwischen die großen klaren Scheiben gefüllt, dass sie sich zu Bildern von himmlischer Schönheit formen. Das hat Witz und Poesie, lässt zudem das Licht mit all seinen Stimmungen hinein und den Blick des Menschen hinaus.

Der ganze Pavillon ist so wie die Fenster: traditionsbewusst modern. Er ist ökumenisch und ökonomisch - die Kosten haben sich Stahlverband, Evangelische Kirche, Preussen Elektra und Sparkasse brüderlich geteilt - und so schön, dass er gerade von der Toepfer-Stiftung mit dem Schumacher-Preis ausgezeichnet worden ist. Und mobil ist er auch: In Hannover wurde er abgebaut, in Volkenroda wieder aufgebaut, da macht ihm ein Umzug nach Berlin auch nichts mehr aus. Also: angepackt! Damit auch die gehetzten Berliner, wie die Expo-Besucher zuvor, endlich einen Ort haben, um seelisch zu verschnaufen. Da können sie dann ganz in Ruhe Gottes und des Menschen Werk genießen.

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