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Zweiter Niedergang. Das Gladiatorenhaus liegt in Trümmern. Kulturminister Bondi muss sparen – und will Pompeji privatisieren, um es zu retten. Denkmalschützer halten ihn für unfähig. Foto: dpa

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Panorama: Einstürzende Altbauten Italiens Denkmalpfleger bangen um Kulturgüter

Rom/Pompeji - Einstürzende Gebäude, ausbleibende Restaurierungen und akuter Geldmangel – nach dem Einsturz eines antiken Gladiatorenhauses in Pompeji ist die Debatte um Italiens Denkmalschutz wieder aufgeflammt. Politiker und Denkmalpfleger streiten über den Umgang mit archäologischen Schätzen wie dem UnescoWeltkulturerbe Pompeji.

Rom/Pompeji - Einstürzende Gebäude, ausbleibende Restaurierungen und akuter Geldmangel – nach dem Einsturz eines antiken Gladiatorenhauses in Pompeji ist die Debatte um Italiens Denkmalschutz wieder aufgeflammt. Politiker und Denkmalpfleger streiten über den Umgang mit archäologischen Schätzen wie dem UnescoWeltkulturerbe Pompeji.

Dort hatten starke Regenfälle am Samstag möglicherweise den Boden aufgeweicht und den Zusammenbruch des Gebäudes bewirkt, wie Roberto Cecchi vom Kulturministerium berichtete. In dem 40 Quadratmeter großen Raum, der „Schola Armaturarum“, hatten einst die Gladiatoren trainiert, bevor sie sich dem Kampf in dem nahen Amphitheater stellten.

Jüngste Beispiele zeigen, dass es nicht nur um Pompeji geht. Im März brach, ebenfalls nach anhaltenden Regenfällen, ein Gewölbegang des Nero-Palastes Domus Aurea in Rom ein. Wenig später fielen am Kolosseum mehrere Putzplatten herunter und offenbarten, dass das größte Amphitheater der römischen Antike an einem „Gesteinskrebs“ leidet.

Nach dem jüngsten Vorfall zeigen nun viele mit dem Finger auf Italiens Kulturminister Sandro Bondi. Sie verlangen den Rücktritt des Mannes, der am Mittwoch vor der Abgeordnetenkammer in Rom erklären musste, wie der Einsturz in Pompeji überhaupt möglich war – und was versucht werden soll, um die von Millionen besuchte Römerstätte noch zu retten.

„Alle Monumente in Italien sind gefährdet“, verkündet Italia Nostra. Der anerkannte private Verein zum Schutz des historischen, kulturellen und landschaftlichen Erbes kritisiert, was alles falsch gemacht wurde: schlechte Unterhaltung der vielen bedeutenden Stätten, mehr Geld für „pharaonische“ Vorzeigeprojekte statt für die dringenden und doch ausbleibenden Restaurierungen.

„Das eingestürzte Haus der Gladiatoren in Pompeji ist die Metapher für das Italien Silvio Berlusconis“, sagte Oppositionschef Pier Luigi Bersani. Zwar hatte Ministerpräsident Berlusconi 2008 einen Sonderkommissar für Pompeji ernannt. Der „alltägliche Zerfall“, wie ihn die Kritiker beklagen, hält derweil aber an: Streunende Hunde und schlechter Service, dazu zahlreiche Baustellen, auf denen sich nichts tut. Dennoch kommen jährlich etwa drei Millionen Touristen. Weil der Staat es nicht richten kann, sollen nun private Investoren her.dpa

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