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Enthüllt: Jacky Kennedy packt aus: Martin Luther King ein "Heuchler"

Nach 47 Jahren sind Jacqueline Kennedys Interviews mit Arthur Schlesinger Jr. nun veröffentlicht worden. Die Mächtigen ihrer Zeit bedachte sie darin oft mit wenig schmeichelhaften Worten.

Der Bürgerrechtler Martin Luther King, dem Washington kürzlich ein Denkmal errichtet hat, sei ein „Heuchler“, der Sexorgien in Hotels arrangiert. Indira Gandhi, die spätere Premierministerin Indiens, sei „eine echte Pute – mürrisch, taktlos, eine furchtbare Frau“. Charles de Gaulle, der französische Präsident, sei ein „Egomane“. Madame de Gaulle habe „ausgesehen wie eine Frau, die viel durchgemacht hat, sehr erschöpft“. So sieht es Jacqueline Kennedy, die Witwe von Präsident John F. Kennedy.

Vor 47 Jahren, wenige Monate nach der Ermordung ihres Mannes, führte die ehemalige First Lady sieben Interviews mit dem Historiker Arthur M. Schlesinger Jr., der auch Sonderberater von Präsident Kennedy war. In den insgesamt sechseinhalb Stunden, die die damals 34-jährige Jacqueline Kennedy mit Schlesinger sprach, äußert sie nicht nur ihre manchmal wenig schmeichelhafte Meinung über die Mächtigen ihrer Zeit, sie gewährt auch tiefe Einblicke in das Wirken ihres Mannes, gibt Gespräche mit ihm wieder und erzählt über ihre Ehe und den privaten John F. Kennedy. Bislang waren die Bänder auf Jacqueline Kennedys Wunsch hin streng geheim gehalten worden, verwahrt von ihrer Tochter Caroline, die es zur rechten Zeit veröffentlichen sollte. Der Zeitpunkt ist jetzt gekommen: 50 Jahre nachdem ihr Vater Präsident wurde, hat sie das Interview der Öffentlichkeit zugänglich gemacht, heute erscheinen die Abschriften in einem Buch.

Die Interviews gewähren neue, intime Einblicke in die Person John F. Kennedy und in seine nur zwei Jahre währende Präsidentschaft. So habe dieser keine sehr hohe Meinung von seinem Stellvertreter und Nachfolger Lyndon B. Johnson gehabt und fragte seine Frau: „Oh Gott, kannst du dir vorstellen, wie es diesem Land ergehen würde, wenn Johnson jemals Präsident wird?“ Besonders nahe sei ihm das Debakel in der Schweinebucht gegangen, als die geplante Invasion von Exilkubanern scheiterte. Da habe sie ihren Mann weinen sehen.

Auf John F. Kennedy lässt sie nichts kommen. Er sei ein liebenswürdiger, gewinnender und nachsichtiger Ehemann gewesen. Sie lobt seinen guten Geschmack, „seine Treue“, Sensibilität und seinen Mut. Kein Wort verliert sie über die zahlreichen Affären, die ihm nachgesagt werden. Dafür spricht sie umso mehr über liebenswürdige Eigenheiten. So habe ihr Mann jeden Nachmittag ein Nickerchen im Weißen Haus gehalten – im Pyjama. Richtig gläubig sei der einzige katholische Präsident der USA nicht gewesen. Zwar sei er jeden Sonntag in die Kirche gegangen, doch er sei in seinem Glauben nicht gefestigt gewesen. Dennoch, jeden Abend kniete der Präsident am Bettrand nieder und betete, wenn auch nur für wenige Sekunden. „Es war eine kindliche Angewohnheit. Aber ich fand es goldig. Es hat mich amüsiert, ihm dabei zuzuschauen.“

John F. Kennedy war der jüngste jemals ins Amt gewählte US-Präsident. 1961, mit gerade einmal 43 Jahren, zog er ins Weiße Haus ein. Im November 1963, nach 1036 Tagen als Präsident, wurde er in Dallas, Texas, auf offener Straße erschossen.

1968 heiratete Jacqueline Kennedy den griechischen Reeder Aristoteles Onassis. Die Journalistin und Verlagslektorin starb 1994, ohne Memoiren zu hinterlassen. Das siebenteilige Interview mit dem Historiker Arthur M. Schlesinger Jr. ist eines von nur insgesamt dreien, die sie nach dem Tode ihres Mannes führte. Auf gut 450 Seiten ist das Buch eine genaue Abschrift der sieben Gespräche, ergänzt durch zahlreiche Fußnoten, die den Kontext erläutern oder Details einstreuen. Zudem ist es mit zahlreichen Fotos der Familie Kennedy illustriert. Im Vorwort legt Caroline Kennedy ihre Motive für die Veröffentlichung der Interviews dar. Es gebe keinen vernünftigen Grund mehr, die Veröffentlichung länger hinauszuschieben, schreibt sie. Angesichts des 50. Jubiläums der Kennedy-Präsidentschaft erschiene es ihr unstatthaft, der öffentlichen und wissenschaftlichen Debatte die Sichtweise ihrer Mutter vorzuenthalten, angesichts der wichtigen Rolle, die sie während der Präsidentschaft von John F. Kennedy gespielt hat.

Jacqueline Kennedy: Ein Leben mit John F. Kennedy – Interviews mit Arthur M. Schlesinger Jr., 1964; Hoffmann und Campe, Hamburg 2011, 24,99 Euro.

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