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Erdbeben: Tibeter setzen Protest aus

Aus Solidarität mit den Bebenopfern und der drohende Flut in den chinesischen Erdbebengebieten geben die Tibeter ihre Prosteste gegen die chinesische Politik derzeit auf.

Die tibetische Exilregierung hat ihre Landsleute in aller Welt dazu aufgerufen, angesichts des schweren Erbebens in China ihre Proteste gegen die chinesische Tibetpolitik auszusetzen. Als Zeichen der Solidarität mit den Opfern der Naturkatastrophe solle bis mindestens Ende Mai nicht mehr vor chinesischen Botschaften demonstriert werden, sagte am Mittwoch ein Sprecher am Sitz der tibetischen Exilregierung im indischen Dharamsala. Außerdem rief er die Auslandstibeter dazu auf, in Schreiben an die Verantwortlichen ihr Mitgefühl auszudrücken.

Exiltibeter protestieren seit Wochen vor chinesischen Botschaften gegen das Vorgehen Pekings in Tibet. Bei im März begonnenen Protesten in Tibet waren nach chinesischen Regierungsangaben 19 Menschen ums Leben gekommen. Die tibetische Exilregierung, die eine Autonomie von Peking anstrebt, bezifferte die Zahl der Todesopfer auf 205.

Durch das schwere Erbeben, das China am 12. Mai erschütterte, sind nach den jüngsten amtlichen Angaben 41 353 Menschen ums Leben gekommen. Die Zahl der Verletzten wurde mit 274 683 angegeben, die Zahl der Vermissten mit 32 666.

Das religiöse und weltliche Oberhaupt der Tibeter, der Dalai Lama, hatte bereits in der vergangenen Woche seine Solidarität mit den Erdbebenopfern erklärt. Chinas Regierung hat ein Milliardenprogramm für die Unterstützung der Überlebenden und den Wiederaufbau angekündigt. Wie Ministerpräsident Wen Jiabao am Mittwoch in Peking mitteilte, fließen 70 Milliarden Yuan (6,38 Milliarden Euro) in einen Wiederaufbaufonds. Zur Finanzierung werden andere Ausgaben im Haushalt um fünf Prozent gekürzt. Das Kabinett hat auch die Genehmigung von Neubauten von Regierungsorganen eingefroren.

Heftige Regenfälle und neue Erdrutsche erschwerten am Mittwoch die Bergungsarbeiten. Eine 35 Jahre alte Frau mit mehreren Knochenbrüchen wurde lebend aus dem Tunnel einer Baustelle für ein Wasserkraftwerk in der Gemeinde Hongbai geborgen.

Im Kampf gegen Epidemien hat Chinas Volksbefreiungsarmee die Stadt Beichuan und das Umland komplett geräumt. Alle Überlebenden, Helfer, Freiwilligen und Journalisten müssen das Gebiet verlassen. Die Soldaten haben angefangen, in einer Großaktion allen Müll und alles, was Seuchen begünstigt, zu beseitigen. Mindestens 58 Fälle von Gasbrand wurden in Hospitälern oder Lazaretten entdeckt.

Alarmiert über den Ausbruch der ansteckenden und lebensbedrohlichen Wundinfektion warnte das Gesundheitsministerium auch vor Cholera, Ruhr oder Hepatitis A. Nach der Entdeckung der Gasbrandfälle müssten bei 30 der Infizierten Amputationen vorgenommen werden, berichtete die „China Daily“. Um zu verhindern, dass sich die Bakterien ausbreiten, wurden die Patienten von anderen Kranken isoliert. (Tsp/dpa)

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