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Erdbebenhilfe: Zelte in China dringend gesucht

In Chengdu geht immer noch die Angst um. Obwohl die Stadt nicht in der Zone liegt, in der weitere Nachbeben erwartet werden, übernachten in der chinesischen Provinzhauptstadt viele Menschen auf der Straße oder in vorübergehenden Behausungen. Der Standort einiger Zelte aber hat in China große Aufregung verursacht.

„Erdbebenhilfe“ oder „Ministerium für zivile Angelegenheiten“ steht auf den Zeltplanen geschrieben, sie waren offenkundig bestimmt für obdachlose Menschen im angrenzenden Katastrophengebiet. Stattdessen stehen die Zelte auf dem Gelände einiger Luxusanwesen in Chengdu.

„Wir werden eine Untersuchung über die Verteilung von Rettungsgütern einleiten und jeden Missbrauch hart bestrafen“, sagte Li Chengyun, Vizegouverneur der südwestchinesischen Provinz Sichuan. „Wir glauben aber, dass das nur einige Einzelfälle sind“, sagte er weiter. Mehrere chinesische Zeitungen hatten über den Missbrauch der Zelte berichtet. Sie geben korrupten Beamten die Schuld dafür, dass einige Hilfsgüter nicht zu jenen Menschen gelangt sind, die sie dringend brauchen. Chen Kefu, Vizedirektor des Amtes für Bürgerangelegenheiten in Sichuan, bat die chinesischen Medien ausdrücklich, die Verwendung von Spenden und Hilfsgüter zu überwachen und Missbrauch zu melden – eine Rolle, die der sonst von Zensur betroffenen Presse in China nur selten zukommt.

Die Zahl der Toten ist am Freitag auf 55 740 gestiegen, 24 949 werden noch vermisst. Doch zwölf Tage nach dem Erdbeben gibt es kaum noch Hoffnung, weitere Überlebende zu finden. Die Stadt Beichuan, die am heftigsten betroffen ist und vor dem Erdbeben 30 000 Einwohner zählte, soll aufgegeben und an einem anderen Ort wiederaufgebaut werden.

Inzwischen wenden sich die Hilfsmaßnahmen den Überlebenden zu. Dabei hat die Produktion und Verteilung von Zelten oberste Priorität. Für fünf Millionen Menschen, die ihr Zuhause verloren haben, werden 3,3 Millionen Zelte benötigt. Chinas Staats- und Parteichef Hu Jintao besuchte am Freitag zwei Zeltfabriken und trieb sie zu größerer Eile an.

Wie die Zeitung „Beijing News“ berichtet, sind aufgrund der starken Nachfrage die Preise für Zelte deutlich gestiegen. Einige Personen, die in Peking Zelte kaufen wollten, um sie in die Erdbebenregion zu schicken, sahen sich plötzlich ungewöhnlich hohen Preisen gegenüber. Die chinesische Regierung verkündete daraufhin, jeden hart zu bestrafen, der die Kosten künstlich hochtreibe.

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