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Erdbebenopfer: Deutsche Hilfe für 7000 Familien in Haiti

Die GTZ baut in Haiti 1400 Häuser. Berlin gibt 17 Millionen Euro, gebraucht werden 11,5 Milliarden Dollar.

Berlin - Gut zwei Monate nach dem verheerenden Erdbeben in Haiti beginnt die Wiederaufbauphase. Am 31. März soll bei einer Geberkonferenz am Sitz der Vereinten Nationen in New York die Wiederaufbaustrategie finanziell abgesichert werden. EU-Entwicklungskommissar Andris Piebalgs hat zum morgigen Dienstag 50 Nichtregierungsorganisationen (NGOs) und Vertreter der haitianischen Regierung zu einer Vorbereitungskonferenz nach Brüssel eingeladen. Am Montag und Dienstag berät die Interamerikanische Entwicklungsbank darüber, wie Haiti am besten geholfen werden kann. Die Bank ist der größte Gläubiger des karibischen Landes. Haiti hat nach Informationen der Kampagnenorganisation One 447 Millionen Dollar Schulden bei der IAEB. Die haitianische Regierung hat inzwischen einen Wiederaufbauplan vorgelegt, der 11,5 Milliarden Dollar kosten soll.

Nach Angaben der Regierung sind bei dem Erdbeben mindestens 222 570 Menschen gestorben. Rund 1,2 Millionen Menschen sind obdachlos, 700 000 davon allein in der schwer getroffenen Hauptstadt Port-au-Prince. Weitere 600 000 Menschen haben die Hauptstadt verlassen. Die Schäden durch das Erdbeben vom 12. Januar liegen nach Auskunft der Regierung bei 7,9 Milliarden Dollar. Die Europäische Union hat bereits 300 Millionen Euro für den Wiederaufbau zugesagt. In einer ersten Phase sollen 100 Millionen Euro für den Wiederaufbau von Regierungsgebäuden und Straßen ausgegeben werden. Zudem soll die Regierung Budgethilfen dafür bekommen, dass sie die Staatsbediensteten wieder bezahlen kann.

Deutschland hat sich bisher mit Hilfszusagen ziemlich zurückgehalten. Rund 17 Millionen Euro haben Entwicklungsminister Dirk Niebel und Außenminister Guido Westerwelle (beide FDP) bisher für die Hilfe in Haiti zugesagt. Rund sieben Millionen davon gehen an die bundeseigene Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ). Nachdem die GTZ in den ersten Tagen nach dem Erdbeben Nothilfe geleistet hat, vor allem Lebensmittelhilfe, soll sie nun rund 1400 Einfachhäuser für etwa 7000 Familien in der schwer zerstörten Stadt Leogane errichten. Christoph Bürk, Nothilfeexperte der GTZ, der gerade erst von einem sieben Wochen langen Einsatz in Haiti zurückgekehrt ist, ist stolz darauf, „dass wir auch da die ersten sind“. Spätestens Anfang Juni wird die Regenzeit erwartet. Bisher sind Hunderttausende Menschen ohne Unterkunft. Zwar werden Zelte und Plastikplanen verteilt, doch gegen den Regen dürften die kaum Schutz bieten. Im Juli beginnt die Hurrikan-Saison, die bis November dauert.

Christoph Bürk berichtet, dass die Holzhäuser, die die GTZ mit den Bewohnern gemeinsam aufbauen will, 3000 Euro pro Haus kosten. Sie sollen in einem Tag errichtet werden. Allerdings braucht das eine präzise Vorbereitung, weil sie ein festes Fundament benötigen. Bürk sagt: „Die Häuser sollten schon drei bis sechs Jahre halten.“ Sie bieten etwa 25 Quadratmeter Wohnfläche und eine Kochstelle. Sanitäranlagen werden separat errichtet und von mehreren Familien genutzt. Das Holz dafür muss importiert werden. Denn Haiti ist nahezu waldlos. Die Wälder sind als Baumaterial und vor allem zur Herstellung von Holzkohle abgeholzt worden, weil sich die Armen in Haiti keine andere Energieform leisten können. Bürk sagt, dass die Dominikanische Republik wie die USA über Holzvorräte verfügten, die für den Hausbau verwendet werden könnten. Noch vor seiner Rückkehr sind die ersten Versuchshäuser errichtet worden. Inzwischen liege eine Genehmigung für die ersten 100 Häuser vor. Gemeinsam mit der Stadtverwaltung von Leogane und einigen umliegenden Dörfern sucht die GTZ noch nach Baugrund für die Häuser. Dabei wird sie nach Auskunft Bürks vom Umweltminister Haitis unterstützt. Wer die Häuser bekommt, entscheiden lokale Komitees, denen Kirchen, Verwaltungen, Zivilgesellschaft, UN und GTZ angehören. „So ein Haus hätte am liebsten jeder“, sagt Bürk.

Die amerikanische Nichtregierungsorganisation Refugees International hofft, dass die Wiederaufbauhilfe besser koordiniert sein wird als die Nothilfe. In einem „Report“ von Anfang März beklagt die Organisation, dass haitianische NGOs nahezu keine Informationen über die internationalen Hilfen bekommen hätten. Entweder sie seien wegen Registrierungsproblemen gar nicht erst zu Koordinierungstreffen zugelassen worden oder sie hätten einfach nicht die Kapazitäten gehabt, stundenlang Leute dorthin zu schicken.

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