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Erdrutsch in China: Das verdrängte Unglück

Der Erdrutsch in China ist von Pakistan überlagert. Große Teile der Stadt Zhouqu sind verschüttet, mindestens 700 Menschen wurden getötet.

„Ich habe die ganze Nacht dagesessen und dem Klang des Regens zugehört“, sagte Luo Binghong der chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua. Wie so viele Menschen hat sie eine schlaflose Nacht in einer der provisorischen Unterkünfte in der Krisenregion im Nordwesten Chinas verbracht. In der Nacht zu Donnerstag hatten schwere Regenfälle erneut Erdrutsche ausgelöst und eine wichtige Zufahrtstraße in das Katastrophengebiet um Zhouqu blockiert, über die Hilfsgüter transportiert wurden. Erdmassen und Geröll haben einen Fluss aufgestaut, von dem nun neue Gefahr ausgeht. Außerdem wurden sechs Häuser in dem Dorf Xizangba weggeschwemmt, drei Bewohner werden vermisst.

Das Unglück in China ist in den vergangenen Tagen fast völlig von der biblischen Katastrophe in Pakistan verdrängt worden, wo 14 Millionen Menschen von einer beispiellosen Flut betroffen sind.

Mehrere Erdrutsche hatten Zhouqu erfasst und große Teile der 50 000-Einwohner-Stadt unter sich begraben. Bisher wurden 700 Menschen tot geborgen. Das Flutunglück in der vornehmlich von Tibetern bewohnten Region ist die bisher größte Naturkatastrophe Chinas in diesem Jahr. 45 000 Menschen mussten bisher aus dem Bezirk evakuiert werden.

Die neuen Regenfälle behindern die Rettungsarbeiten der Einsatzkräfte, die sich fünf Tage nach der Katastrophe vor allem um die Versorgung der Überlebenden kümmern. „Der anhaltende Regen behindert die Verteilung von Trinkwasser“, sagte Feuerwehrmann Han Huiping. Eine wichtige Straße, die schnellste Verbindung von Zhouqu in die Provinzhauptstadt Lanzhou, ist nach Behördenangaben unpassierbar. Arbeiter und schweres Gerät seien schon in der Nacht entsandt worden, um die Straße zu räumen. Eine Entspannung der Situation ist vorerst nicht zu erwarten. Lokale Meteorologen sagen auch für heute starke Regenfälle voraus.

Das ganze Ausmaß der Katastrophe ist noch nicht abzusehen. Die chinesischen Behörden gehen von steigenden Opferzahlen aus. Genaue Schätzungen würden durch unterbrochene Verkehrsanbindungen und Kommunikation behindert. Obwohl die Chancen nur noch gering sind, suchen tausende Soldaten und Freiwillige weiterhin nach Überlebenden. mit AFP

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