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Panorama: Ernährung von Komapatientin eingestellt

Das über siebenjährige Tauziehen um Leben und Tod einer Komapatientin im US-Staat Florida hat sich am Freitag dramatisch zugespitzt. Die künstliche Ernährung der 41-jährigen Terri Schiavo wurde auf gerichtliche Anordnung hin eingestellt.

Washington (19.03.2005, 12:08 Uhr) - Zuvor war der US-Kongress mit einem bisher einmaligen Schritt zur Lebensrettung der schwer hirngeschädigten Frau gescheitert. Die seit 15 Jahren im Koma liegende Amerikanerin könnte nun in ein bis zwei Wochen an Durst und Hunger sterben, sollte es nicht rechtzeitig politische oder gerichtliche Entwicklungen geben, die zu einer Wiederaufnahme der Ernährung führen. Der republikanische Mehrheitsführer im US-Abgeordnetenhaus, Tom DeLay, kündigte inzwischen Bemühungen um neue gesetzgeberische Initiativen des Kongresses zur Rettung der Kranken an. Schon zwei Mal zuvor in der langen Auseinandersetzung war die Nahrungszufuhr für die Kranke auf Grund gerichtlicher Beschlüsse abgebrochen worden, um dann nach neuen Entwicklungen wieder aufgenommen zu werden.

Terri Schiavo war vor 15 Jahren nach einer Herzattacke in ein so genanntes Wachkoma gefallen, das heißt, sie hat oft ihre Augen geöffnet, gibt unartikulierte Laute von sich und hat ihren Mund meistens so verzogen, als würde sie lächeln. Seit 1998 bemüht sich Ehemann Michael Schiavo darum, seine Frau sterben zu lassen. Nach seinen Worten hatte sie vor ihrer Erkrankung wiederholt mündlich erklärt, sie wolle im Fall eines Siechtums nicht künstlich am Leben erhalten werden. Die Eltern der Kranken wehren sich verzweifelt gegen ein Sterben. Sie glauben, dass ihre Tochter in einem gewissen Maß bei Bewusstsein ist und ihr Schwiegersohn den Tod von Terri will, um frei für eine andere Frau zu sein, mit der er seit längerem zusammenlebt und Kinder hat.

Nachdem schließlich gerichtliche Vorstöße der Eltern bis hin zum höchsten US-Gericht gescheitert waren, hatte das US-Abgeordnetenhaus am Freitag eine außergewöhnlichen Schritt unternommen. Es lud die Kranke, die seit 15 Jahren nicht mehr sprechen kann, für kommende Woche als Zeugin in einer Anhörung über ihre eigene Lage vor. Ein Bezirksrichter in Florida, der Ende Februar Ehemann Michael Schiavo das Recht auf Abbruch der Ernährung am 18. März zugesprochen hatte, hielt jedoch am Freitag seine Entscheidung aufrecht, nachdem sie von einem anderen Richter vorübergehend ausgesetzt worden war.

Wie der Anwalt des Ehemanns der Kranken, George Felos, unterdessen mitteilte, erhielt die katholische Terri Schiavo die Letzte Ölung, bevor der bisher lebenserhaltende in ihren Magen führende Schlauch entfernt wurde. Den Eingriff des US-Kongresses bezeichnete er verabscheuungswürdig. Auch Bürgerrechtsgruppen sprachen von einem empörenden Versuch, die Autorität der Gerichte und persönlichen Freiheitsrechte der Kranken auf Grund eigener politischer Vorstellungen zu untergraben. (tso) ()

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