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Die Schauspielerin Julia Peressild, der Kosmonaut Anton Schkaplerow und der Filmregisseur Klim Schipenko in Baikonur.

© Andrey Shelepin/Roscosmos/dpa

Erster Dreh im All: Russland schickt Filmteam zur Raumstation ISS

Als erste Nation will Russland einen Film im Weltall drehen. Wenn alles nach Plan verläuft, fliegt heute ein russisches Filmteam zur ISS. Doch wozu?

Das erste Mal in der Geschichte der Raumfahrt soll ein Spielfilm in Teilen im All gedreht werden. Am Dienstag (10.55 Uhr MESZ) will dazu ein russisches Filmteam zur Internationalen Raumstation ISS aufbrechen. Die Schauspielerin Julia Peressild und der Regisseur Klim Schipenko werden mit einer Sojus-Rakete vom Weltraumbahnhof Baikonur in Kasachstan in Zentralasien abheben. Nach mehr als drei Stunden Flugzeit soll das Raumschiff ankommen.

Zwölf Tage haben die Filmleute für den Dreh in 400 Kilometern über der Erde Zeit, bevor sie den Außenposten der Menschheit wieder verlassen. „Wysow“ (Herausforderung) lautet der Arbeitstitel des Streifens, den die russische Raumfahrtbehörde Roskosmos gemeinsam mit dem Staatssender Perwy Kanal produziert. Die USA planen ebenfalls einen Dreh auf der ISS - noch aber gibt es keinen Zeitpunkt dafür.

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„Es ist schwierig, beängstigend, aber sehr interessant zugleich, Pionier zu sein!“, schrieb die Schauspielerin bei Instagram. Die 37-Jährige ist die erste, die einen Weltraum-Film nicht vor Kulissen in Studios dreht. Sie hatte sich unter Tausenden Bewerberinnen durchgesetzt. Wochenlang durchliefen sie und der Regisseur ein Training zur Vorbereitung auf die Zeit in der Schwerelosigkeit.

Peressild spielt in dem als Weltraumdrama angekündigten Film eine Ärztin, die einen auf der ISS erkrankten Kosmonauten retten soll. Der Raumfahrer hat demnach das Bewusstsein verloren. Den Rückflug zur Erde würde er nicht überleben. Die Ärztin soll ihn deshalb auf der ISS operieren. 35 Minuten des Films sollen im All spielen.

In der Realität sei ein chirurgischer Eingriff in einer Raumstation nicht möglich, sagte der Vize-Direktor des Instituts für medizinische und biologische Probleme der Russischen Akademie der Wissenschaften, Oleg Kotow. „Möglich ist allerhöchstens das Nähen von Gefäßen oder der Haut.“ Es gebe dort zudem medizinische Geräte zur Reanimation, sagte er der Staatsagentur Ria Nowosti. Schwerwiegende Erkrankungen müssten jedoch auf der Erde behandelt werden.

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Auf ihrem Weg zur ISS in der Sojus MS-19 werden Peressild und Schipenko von dem Kosmonauten Anton Schkaplerow begleitet. Der 49-Jährige bekommt ebenfalls eine Rolle in dem Streifen: Er wird als Raumfahrer zu sehen sein, der die Ärztin zur ISS fliegt. Vor dem Start sagte er, dass die Rolle als Schauspieler für ihn ungewohnt sei. „Das ist kein Gedicht, das wir in der Schule gelernt haben.“

Roskosmos sieht in dem Film zugleich ein „wissenschaftliches und pädagogisches Projekt“. Damit soll auch der Beruf des Raumfahrers umworben und PR für die Branche gemacht werden. Nach Auffassung der Raumfahrtagentur wird die „beschleunigte Ausbildung“, wie sie das Filmteam durchlaufen hat, zudem künftig benötigt, um andere Spezialisten wie Ärzte oder Forscher ins All zu schicken - also nicht nur hauptberufliche Raumfahrer.

Die Schauspielerin Julia Peressild während des Trainings in Baikonur.
Die Schauspielerin Julia Peressild während des Trainings in Baikonur.

© Andrey Shelepin/Roscosmos/dpa

Russland will außerdem private Weltraumtouristen ins All bringen und damit zusätzlich Geld verdienen. Erst in der vergangenen Woche hatte Roskosmos hohe Einnahmeverluste im vergangenen Jahr wegen der Pandemie öffentlich gemacht. Unklar ist zudem, wie lange die ISS in Betrieb bleibt. Der Vertrag der internationalen Partner läuft 2024 aus. Russlands Präsident Wladimir Putin hatte zuletzt grünes Licht für eine Beteiligung seines Landes über 2024 hinaus gegeben.

Dagegen warnen Experten immer wieder vor Problemen, mit der die mehr als 20 Jahre alte Station zu kämpfen hat. So gab es in der Vergangenheit mehrere Lecks, die Anlagen zum Aufbereiten von Wasser und Sauerstoff fielen aus. Auch mit den Toiletten gab es Probleme. (dpa)

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