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Eurovision Song Contest: Lenas Zirkus beginnt

Bevor Lena für Deutschland beim Eurovision Song Contest antritt, gibt es von Montag an die großen Lena-Festspiele. Gesucht wird "Unser Song für Deutschland".

Am Montag beginnt für Lena Meyer-Landrut das Unternehmen Titelverteidigung. Die Siegerin des Eurovision Song Contests in Oslo wird am 14. Mai erneut für Deutschland antreten – in Düsseldorf. Bevor es aber soweit ist, gibt es von Montag an die großen Lena-Festspiele, nicht nur im Fernsehen. Am 8. Februar erscheint ihr neues Album „Good News“ und im April – zeitnah zum Finale – beginnt sie ihre erste große Tour. Diesmal darf das Publikum nicht unter mehreren Künstlern auswählen, wer für Deutschland antritt. Es wird nur Lena geben, das Publikum darf wählen, welchen Song sie singt. In drei Sendungen suchen Pro7 und die ARD zunächst „Unseren Song für Deutschland“: Im ersten Halbfinale (Montag, 20.15 Uhr, Pro7) präsentiert Lena die ersten sechs Lieder aus ihrem neuen Album, sechs weitere dann im zweiten Halbfinale (7. Februar, 20.15 Uhr, Pro7). Eine Jury mit Silbermond-Frontfrau Stefanie Kloß und Unheilig-Sänger Der Graf unter Vorsitz von Stefan Raab bewertet das Geschehen, bevor das Publikum je drei Songs per SMS oder Telefon ins Finale wählt (18. Februar, 20.15 Uhr, ARD). Aus den verbliebenen sechs Titeln küren die Zuschauer dann ihren Favoriten.

Das Album „Good News“ wird direkt nach den beiden Pro7-Halbfinals und vor der ARD-Sendung erscheinen. Darauf werden alle zwölf Titel zu hören sein, unter denen die Zuschauer auswählen. So kommt es zu der Situation, dass Raab als Jurypräsident in drei Liveshows ein Album zu bewerten hat, an dessen Produktion er maßgeblich selbst beteiligt war.

Mit 26 Liedern geht Lena am 13. April auf ihre erste Tournee. Es folgen: prall gefüllte Final-Tage in Düsseldorf mit Interviews, Proben, Pressekonferenzen, Drehs für „tv total“ sowie eine tägliche „ESC Show“, die ab dem 9. Mai um 18 Uhr 50 im ARD-Vorabendprogramm zu sehen ist. Das erste Halbfinale am 10. Mai zeigt Pro7, das zweite am 12. Mai sowie das Finale am Sonnabend, 14. Mai um 21 Uhr, dann die ARD. Dann erst wird die Frage beantwortet sein, ob Lenas Lenahaftigkeit genügt, um dem durchkalkulierten „Unternehmen Titelverteidigung“ den Charakter des Maschinellen zu nehmen. Es wird nicht leicht sein für die 19-Jährige, inmitten des enorm gefüllten Terminkalenders gelassen zu bleiben. Selbst Lena-Fans fragen sich, ob die Magie von „Unser Star für Oslo“ überhaupt reproduzierbar ist, ob schiere Penetranz beeindrucken kann.

Für die ARD ist es eines der wichtigsten TV-Ereignisse des Jahres. Dringend will man den Verdacht im Keim ersticken, dass man im Verbund mit Pro7 nur der Juniorpartner ist, dass der Schwanz mit dem Hund wedelt. Raab bereitet es stets diebische Freude, die ARD-Verantwortlichen zu piesacken. Schon im letzten Jahr sagte Raab in einer denkwürdigen Pressekonferenz zur Kooperation zwischen ARD und Pro7: „Seit wir gesagt haben, wir machen das, haben wir das Ding hier in Köln durchgezogen. Wir haben gar nix von der ARD mitbekommen.“ Lachen im Publikum. ARD-Programmdirektor Volker Herres, mit auf dem Podium sitzend, guckt nach unten. Raab sieht herüber und beschwichtigt feixend: „Nein, nein, Sie waren ja auch da.“

Imre Grimm

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