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Steffen Seibert, Regierungssprecher der deutschen Bundesregierung, nimmt an der Regierungspressekonferenz teil. Der Journalist und Regierungssprecher feiert am 07.06.2020 seinen 60. Geburtstag. +++ dpa-Bildfunk +++

© picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild

Ex-Regierungssprecher Seibert: „Man kommt nicht ganz ohne Fehler durch so viele Jahre“

Elf Jahre lang war Steffen Seibert der Sprecher der Kanzlerin. Nun hat er erstmals öffentlich über seinen ehemaligen Job gesprochen.

Steffen Seibert war elf Jahre lang Regierungssprecher unter Bundeskanzlerin Angela Merkel. Interviews gab er in dieser Zeit keine. Dem Süddeutsche Zeitung Magazin hat der 61-Jährige nun ungewohnt private Einblicke in sein Leben gegeben.

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Gelogen habe Seibert in seinen elf Jahren als Regierungssprecher nie. „Die Wahrheit ist der absolute Maßstab“ sagte er dem Magazin. Auch wenn es „nicht jeden Tag angeraten“ sei, „alles zu sagen, was man weiß“. „Für manches braucht es den richtigen Zeitpunkt, die richtigen Umstände“, erklärte Seibert.

Dabei gibt er zu, in all den Jahren nicht immer die richtigen Worte gefunden zu haben. „Man kommt nicht ganz ohne Fehler durch so viele Jahre“, sagte er und fügte hinzu: „Ich habe meine Fehler oft vielleicht sogar als schlimmer empfunden, als sie waren. Offenbar bin ich der Typ, der sich mit so etwas quält“.

Mit der Bundeskanzlerin reiste er um die Welt

2010 wurde der damalige Journalist und Moderator der "heute-Nachrichten" und des "heute-Journals" zum Regierungssprecher und Chef des Presse- und Informationsamtes der Bundesregierung. Mit der Bundeskanzlerin ist er um die ganze Welt gereist.

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Besonders in Erinnerung geblieben seien Reisen nach China, sagte Seibert in dem Interview. Und Besuche nach Afghanistan. Die seien „denkwürdig“ gewesen. „Man flog auf eine robuste Art, von Usbekistan aus mit dem Hubschrauber, der hinten offen war, Schützen hatten das Maschinengewehr im Anschlag, der Pilot änderte immer wieder die Flughöhe, damit man nicht so leicht als Ziel zu erfassen war“, erzählt er.

Regierungssprecher Steffen Seibert im Mai 2019
Regierungssprecher Steffen Seibert im Mai 2019

© Thomas Koehler/imago images/photothek

Bei den vielen Reisen habe er auch mal ein schlechtes Gewissen gehabt, wenn er zu wenig zu Hause war, bei Frau und Kindern. Gerade seinem jüngsten Sohn gegenüber habe er jetzt etwas nachzuholen. „Er war neun, als es losging, und ja, ich war oft nicht da. Oft hat er mich gefragt, wo ich hinfliege, wenn ich wieder mit dem Rollkoffer in der Tür stand. Und wenn ich sagte: ‚Nach Mali‘, dann meinte er nur: ‚Okay, wann bist du wieder da?‘ Und ich so: ‚Freitag‘.“

Alltage habe es mit der Familie trotzdem gegeben, vor allem, weil er, anders als viele andere in der Politik, nicht habe pendeln müssen.

Über Zukunftspläne hält Seibert sich bedeckt

Abschied feiern konnte er im Bundespresseamt vergangenes Jahr nicht, pandemie-bedingt. So habe er sich in Videokonferenzen verabschieden müssen. „Jammerschade, nach all den Jahren“, sagte er. Pläne für die Zukunft habe er nur vage. Eine Reise mit seiner Frau sei im Gespräch.

Über berufliche Pläne hält Seibert sich bedeckt. „Ich habe vor allem das Gefühl, dass ich etwas für mich Neues tun möchte, etwas, wobei ich wieder etwas lernen kann und das genauso erfüllend ist wie meine bisherigen Berufe.“

Seine Kolleginnen und Kollegen im Bundespresseamt hätten ihm zum Abschied eine Jogginghose geschenkt, „‘zum Chillen‘, wie sie sagten, weil ich keine hatte. Und ein Fotoalbum. Wenn ich darin blättere, kann ich kaum glauben, dass das elf Jahre lang mein Leben war“.

David Rech

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