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Die Lachmöwe kämpft mit dem Öl.

© AFP

Experten: Ölpest noch schlimmer als bisher gedacht

Die Menge des sprudelnden Öls im Golf von Mexiko ist nach neuesten Expertenschätzungen deutlich höher als bislang angenommen. BP überlegt, die Dividende zu kürzen - und muss Obama Rede und Antwort stehen.

Das von der US-Regierung gebildete Forscherteam zur Messung des Ölflusses hat seine Zahlen am Donnerstag stark nach oben korrigiert. Bevor der Ölkonzern BP einen Auffangbehälter über der sprudelnden Quelle installierte, seien pro Tag zwischen 2700 und 5400 Tonnen Öl ins Meer geflossen, teilte die US-Geologiebehörde mit. Bisher lagen ihre Schätzungen zwischen 1600 und 3400 Tonnen Öl.

Die korrigierten Ergebnisse beruhen auch auf hochauflösenden Videos, die BP jüngst öffentlich machte. Sie gelten für den Zeitraum, bis der Konzern das defekte Steigrohr an der Quelle in 1500 Meter Tiefe ansägte und einen Deckel darauf platzierte. Seitdem fängt BP nach eigenen Angaben mittlerweile mehr als 2150 Tonnen Öl pro Tag ab.

Der britische Ölmulti BP erwägt wegen der Kosten für den Kampf gegen die Ölpest im Golf von Mexiko eine Kürzung der Dividende. BP-Chef Tony Hayward sagte laut dem Wall Street Journal, „wir erwägen alle Optionen bezüglich der Dividende“. Eine Entscheidung sei aber noch nicht gefallen. Sie soll laut Bericht am 27. Juli verkündet werden. Demnach könnte die Dividende für das zweite Quartal entweder gekürzt werden oder sogar ganz ausfallen - die Aktionäre könnten dann statt Geld Anteile am Unternehmen bekommen. BP hatte erst am Dienstag versichert, die Dividende für das erste Quartal werde ausgezahlt. Im vergangenen Jahr schüttete das Unternehmen insgesamt umgerechnet 8,3 Milliarden Euro Dividende aus.

BP hatte am Donnerstag bekanntgegeben, dass der Konzern umgerechnet 1,2 Milliarden Euro für den Kampf gegen die Ölpest und Entschädigungen ausgegeben habe. Die BP-Aktie gab seit dem Unglück um mehr als 40 Prozent nach.

Unterdessen hat US-Präsident Barack Obama den Vorsitzenden des Aufsichtsrates des britischen Ölkonzerns BP ins Weiße Haus einbestellt. Carl-Henric Svanberg solle am kommenden Mittwoch Obama Rede und Antwort stehen, teilte das Weiße Haus am Donnerstag in Washington mit. Ein entsprechendes Schreiben vom Chef-Koordinator für das Krisenmanagement an der ölverseuchten Golfküste, Thad Allen, sei an Svanberg geschickt worden. Darin habe Allen nochmals klar gemacht, dass BP „finanziell für alle Kosten voll verantwortlich“ sei.

Obama hatte in den vergangenen Tagen den Druck auf BP deutlich erhöht. Unter anderem sagte der Präsident über BP-Chef Tony Hayward, er hätte diesen längst gefeuert. Außerdem setzte die US-Regierung dem britischen Konzern ein Ultimatum für neue Vorschläge im Kampf gegen die Ölpest.

Im Golf von Mexiko war am 20. April die BP-Bohrinsel „Deepwater Horizon“ explodiert und zwei Tage später gesunken. Seitdem fließt Öl ins Meer, zahlreiche Küsten in den USA sind bereits verschmutzt. dpa/AFP

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