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Panorama: Expo 2000: Einfach zu teuer - Zur Weltaustellung kommen weniger Zuschauer als erwartet - doch für Panik ist es zu früh (Kommentar)

Am Preis liegt es nicht. Sagt die Expo.

Am Preis liegt es nicht. Sagt die Expo. Woran denn sonst? Am Feiertag, sagt die Expo. Erst Christi Himmelfahrt, dann Pfingsten, das seien einfach keine Expo-Tage, meinen die Veranstalter. Das klingt ein bisschen merkwürdig. Es klingt nach Ausrede. Wann, wenn nicht an solchen Tagen, sollen die Leute denn die Prestige-Schau der Länder und Nationen in Hannover bewundern?

Das Preis-Argument sollte niemand allzu nonchalant über Bord werfen. Denn Preise sind nichts anderes als Informationen darüber, wie begehrt ein Produkt ist. Das Produkt Expo ist offensichtlich nicht so begehrt, dass die Menschen dafür 69 Mark pro Kopf und pro Karte ausgeben wollen. Also muss die Expo billiger werden. Denn vom Ansturm der Massen ist die Weltausstellung in Hannover noch weit entfernt. Und von einer einigermaßen gesicherten Finanzierung damit auch.

Für Untergangsgesänge ist es freilich noch zu früh. Für Häme auch. Noch ist nicht aller Expo Abend; auch im Pariser Disneyland hat es eine Weile gedauert, bis sich die Kinder locken ließen. Dass freilich die Messeerwartungen unrealistisch sind, hätte man schon früher ahnen können. Von 260 000 Besuchern am Tag ging die Expo aus. Woher wissen die Veranstalter so etwas? Ganz einfach. Sie nahmen den Finanzierungsbedarf von 1,8 Milliarden Mark und teilten ihn durch einen erwarteten Durchschnittserlös pro Karte (Rabatte für Großkunden inklusive) von 45 Mark. Daraus ergeben sich zwingend 40 Millionen Besucher. Aber die Menschen lassen sich nicht zur Expo zwingen, es mögen ihnen wohlmeinende Pastöre noch so oft sagen, der Familienausflug nach Hannover zuzüglich Bahnticket, Coke und Pommes sei gar nicht viel teuer als die normalen Sonntagsunternehmungen.

Jetzt gibt es nur zwei Möglichkeiten. Entweder billiger werden in der Hoffnung auf mehr Besucher oder stur am Einzelverkaufspreis von 69 Mark festhalten. Die Verluste werden beide Male wachsen; so oder so muss der Steuerzahler in die Bresche springen. Längst sind die Zeiten vorbei, als Expo-Kommissarin Birgit Breuel von einer schönen "schwarzen Null" träumte - die hat sich inzwischen kräftig gerötet. Eine Weltausstellung ohne Steuergelder war die große Lebenslüge der Expo-Planer.

Auch die vielen privaten Sponsorengelder sprudeln längst nicht so stark wie erwartet. Dass der Einbruch bei den Besucherzahlen kurz nach Eröffnung auch das Ende von über 500 Jobs bedeutet, ist für die Betroffenen sicher bitter. Aber daraus wird niemand schließen wollen, dass es besser gewesen wäre, Arbeitsverträge über die ganze Expo-Zeit zu vergeben. Gut war es indessen, die Jobvermittlung einem Zeitarbeitsunternehmen zu übertragen. Denn Großveranstaltungen wie die Expo müssen flexibel auf Nachfrageschwankungen reagieren können.

Kein Grund zur Panik ist das eine. Nachdenken über die Gründe der Flaute ist das andere. Warum ist es den Expo-Machern trotz aufwendiger Vermarktungsaktivitäten bis heute nicht gelungen, der Weltausstellung eine emotionale Qualität zu verpassen? Hat man vielleicht unterschätzt, dass der Wettbewerb der Großereignisse schärfer geworden ist? Jedenfalls kann man sich leicht vorstellen, wer in der Konkurrenz um ein begrenztes Familienbudget den Zuschlag erhält, wenn Expo in Hannover gegen die neue VW-Autostadt in Wolfsburg antritt. Noch einmal: Eine Woche ist keine Basis für eine Zwischenbilanz. Aber von allzu wolkigen Träumen sollte man sich rechtzeitig verabschieden.

Rainer Hank

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