zum Hauptinhalt

Panorama: Expo 2000: Mutmaßungen über den Menschen als Masse

Die Expo ist zu leer, die Expo ist zu voll: Beides stimmt. Die Weltausstellung kommt nicht mal in die Nähe der angepeilten Besucherzahl; aber die knapp 100 000 Menschen, die mittlerweile pro Tag kommen, sammeln sich dort, wo sie die größten Attraktionen vermuten.

Die Expo ist zu leer, die Expo ist zu voll: Beides stimmt. Die Weltausstellung kommt nicht mal in die Nähe der angepeilten Besucherzahl; aber die knapp 100 000 Menschen, die mittlerweile pro Tag kommen, sammeln sich dort, wo sie die größten Attraktionen vermuten. Das gilt für den deutschen, den holländischen und den finnischen Pavillon sowie für den buntschillernden Planet m, den der Medienmulti Bertelsmann an die Plaza gedockt hat. Die Schlangen ringeln sich aber pickepackedick vor dem Themenpark-Teil mit dem Doppeltitel "Planet of Visions / Das 21. Jahrhundert".

Warum tun Menschen sowas? Erstens: "Visionen" und "21. Jahrhundert" - klingt schon kilometerweit nach Zukunft. Und ist diese Weltausstellung nicht eigentlich dazu da, uns die Welt von morgen zu zeigen? Wie unsexy klingt dagegen der Themenpark-Titel "Basic Needs"! Zweitens: Die Expo hat die Journalisten, die den Themenpark schon vor dem 1. Juni vorstellen wollten, zielsicher hierher gelotst. Das unter die Hallendecke montierte Paradies, das sich in einem Teich am Boden spiegelt, blickte bereits vor Eröffnung der Expo auf eine beachtliche Medienkarriere zurück. Drittens: Wo viele Menschen sind, muss es was Tolles geben, also: Nichts wie ran an die Schlange! Viertens: Bevor die Ferien losbrachen, bestand die Menschenmasse vor Halle 9 zu drei Vierteln aus Schulklassen. Die vorherrschende Science Fictionitis, so das Kalkül der Pauker, stellt auch Kids ruhig, deren Aufmerksamkeitsspanne drei Minuten nicht übersteigt.

Übrigens: "Basic Needs" ist viel aufregender als "Planet of Visions".

Arne Boecker

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false